aktHivplus e.V.

30 Jahre aktHivplus Timeline

Die "Timeline":

30 Jahre aktHivpluszusammengefasst
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Anmerkungen der Redaktion:

Formulierungen, u.a. in Zeitungsartikeln, wie "AIDS-Kranke", "HIV-Infizierte", "Betroffene" etc. sind so  wiedergegeben wie damals geschrieben. Sie spiegeln den damaligen sprachlichen Umgang mit Menschen, die mit AIDS und HIV lebten, wieder.
Heute wollen wir unseren Respekt und unser Mitgefühl Menschen, die mit HIV oder Aids leben auch in unserer Sprache würdevoll artikulieren.

1987

  •  Oliver Trautwein erhält im Alter von 20 Jahren die Diagnose HIV-positiv.

  • Oliver Trautwein kommt zur Positivengruppe der AIDS-Initiative Karlsruhe und übernimmt dort später eine ABM-Stelle.

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1988

  • Oliver Trautwein hat sein öffentliches Coming-out beim 2. Europäischen Positiventreffen ın München.

  • Oliver Trautwein ist Streetworker in Karlsruhe für die schwule Szene.

  • Unter dem Namen „Posithiv-Team" findet das erste Treffen von 15 HIV-positiven Menschen mit HIV/Aids in Heilbronn statt und wurde von zwei Betroffenen aus Karlsruhe, Uli Meurer und Oliver Trautwein organisiert.
    Danach fanden die Treffen in Gauselfingen statt.

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1989

  • Oliver Trautwein hat von 1989 bis 1991 die Gesamtverantwortung für die Gesundheitsworkshops.

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1991

  • Oliver Trautwein berichtet in den "Badische Neueste Nachrichten"  über  seinen Umgang mit der Diagnose und seine Solidaritätsarbeit mit HIV-Positiven und Aids-Kranken.

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1992


  • Die Treffen von „Posithiv-Team“ wird von 10 Personen organisiert und finden im "WIR-Projekt" in Gauselfingen statt.

  • „30 Jahre möchte ich schon werden“ Oliver Trautwein berichtet der 'Hohenzollerischen Zeitung v. 27.4.1992',
     dass er Suizid begehen wollte als er seine Diagnose erfuhr. In letzter Minute nahm er Abstand von seinem Vorhaben und entschied, die ihm bleibenden Monate oder Jahre „bewusster und intensiver“ zu leben.
    Als er sich endlich traute, sich seinem Vater anzuvertrauen, verbot ihm dieser das Haus. Schlimmer als die Tatsache, dass sein Sohn zum Sterben verurteilt ist, schreckte ihn dessen Bekenntnis, homosexuell zu sein. Später aber besann sich Olivers Vater und stand wie die ganze Familie zu ihm.
    Oliver berichtet, dass ihm seine Tätigkeiten als AIDS-Streetworker und Aufklärungsarbeit über Aids in den Medien und im Fernsehen geholfen habe, sein eigenes Schicksal anzunehmen.  Oliver geht offen damit um, HIV-positiv zu sein. Er will die ihm verbleibenden Jahre so sinnvoll als möglich für sich selbst und andere nutzen. Er kann anderen Infizierten als Selbst-Betroffener helfen. Oliver weiß, „40 Jahre werde ich nicht alt, aber 30 möchte ich schon werden“.

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  • Oliver Trautwein gründet in Karlsruhe das IPE, das „Institut zur Erforschung und Erprobung von ambulanten Pflegeprojekten für Menschen mit HIV und Aids in Europa e.V.

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1994


  • Bis 1994 agiert das Organisationsteam der landesweiten Positiventreffen als "Posithiv-Treff" unter dem Mantel der AIDS-Hilfe Baden-Württemberg. Sie gründen 1994 den Verein "AktHiv+ e.V. ". Die Treffen werden nun in Eigenverantwortung durchgeführt.
    Es gelingt AktHiv+ finanzielle Unterstützung von der Landesregierung zu erhalten.
    Die Gründung von AktHiv + e.V. findet bundesweit Beifall, auch seitens der Deutschen AIDS-Hilfe.

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  •  In einem "Wut- und Trauermarsch" demonstrieren Menschen mit Aids gegen Mittelkürzungen in der AIDS-Beratung und -Prävention. Die Demonstranten sind "Stolz gegen AIDS zu kämpfen". Mit dabei sind Oliver Trautwein und René Christ.

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  • AktHiv+ erklärt in ihrem Papier "Selbstverständnis", Selbstbestimmung, Selbsthilfe und Aufklärung als Ziele der Positiventreffen und lehnt in Zeiten "Gauweilerscher"-Repressalien politische Zwangsmaßnahmen, insbesondere die Anwendung des "Bundesseuchengesetzes" ab.

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  • Den Positiventreffen in Gauselfingen droht wegen mangelnder staatlicher finanzieller Zuwendungen das Aus. Seit 1988 versammelten sich etwa 30 Betroffene aus ganz Baden-Württemberg 4-mal jährlich im „WIR-Projekt in Gauselfingen. In den Anfangsjahren  von HIV und AIDS  werden viele angefeindet, diskriminiert und ausgegrenzt. Auf den Treffen können sich HIV-positive Menschen untereinander austauschen und ein Gefühl von Gemeinschaft zu entwickeln anstatt sich weiterhin vor der Öffentlichkeit zu verstecken.

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  • Der aus Funk und TV bekannte und selbst an AIDS erkrankte Schriftsteller Marcus Commerçon, hält eine Lesung aus seinem Buch »Aids: Mein Weg ins Leben«. Die Zuhörer zeigen sich betroffen. Im Vorfeld wurden Werbeplakate für die Veranstaltung  mit Parolen, wie z.B. „Ab in den Sarg“ beschmiert.

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  • Im Magazin RAINBOW (Magazin der AIDS-Hilfe Stuttgart) erscheint ein Artikel über AktHiv+. Darin heißt es u.a.: »AktHiv+ will ein ermutigendes Zeichen gegen Repressalien und Stigmatisierung HIV-positiver Menschen setzen. Durch die Treffen können pro Jahr über 140 HIV-positive und an AIDS erkrankte Menschen erreicht werden. Es gibt Vorträge zu Medizin, Erfahrungsaustausch, Hilfe für schwule Männer, Ex-Drogenabhängige, Frauen, Bluter, Kinder, Entspannung, Sozialpolitik, Recht, Selbsterfahrung und Stressreduktion.« 

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  •  Der "Bädle-Streit" über den in vielen Zeitungen berichtet wird:
    Der Wunsch von AktHiv+, das Gauselfinger Schwimmbecken für die Wassertherapie von HIV-positiven Menschen zu mieten, stößt auf breiten öffentlichen Widerstand.

    AktHiv+" führt daraufhin in drei "Aids-Info-Tagen" eine Aufklärungskampagne unter dem Motto »Aids geht alle an - Aids und die Familie« im Jugendzentrum in Burladingen durch.
    René Christ, ein offen positiv lebender Mitarbeiter der baden-württembergischen Aids-Hilfe moderiert die Podiumsdiskussion mit Experten und will "...der Krankheit ein neues Gesicht geben“.  Christ besucht ehrenamtlich Schulklassen und Vereine, informiert bei Lehrerfortbildungen und Elternabenden. Bei einem Aids-Kranken könne es sich "...auch um den lieben Nachbarn von nebenan handeln...", nicht ausschließlich um todkranke, ausgemergelte Menschen wie sie in den Medien gerne gezeigt würden.
    Der Bürgermeister unterstützt den Verein und möchte, "
    Berührungsängste abbauen", man wolle sich dem Thema Aids stellen, um diese Menschen nicht auszugrenzen und zu diskriminieren.
    Oliver Trautwein informiert, dass die Positiventreffen seit fünf Jahren viermal im Jahr durchschnittlich 35 Teilnehmer hat. In den
    Treffen, die drei bis vier Tage dauern, gibt es Gespräche mit medizinischen, sozialen und juristischen Experten, Selbsterfahrungsmöglichkeiten zu den Themen Sexualität, Beziehungen, Tod und Trauerarbeit, sowie politische und gesellschaftliche Auseinandersetzungen mit Drogenproblematik, Homosexualität und Menschen- und Bürgerrechten.

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  • Aidskranke und HIV-Infizierte zeigen in einer Wanderausstellung in Gauselfingen im WIR-Projekt ihre Bilder „Zwischen Leben und Tod“ und gibt einen Einblick in die Seele von Aidskranken und Menschen mit HIV. Die Bilder machen nicht nur ihr verborgenes Leid sichtbar, sondern zeigen auch deren Sehnsüchte und Träume. Die Künstler wollen meist anonym bleiben, aus Angst diskriminiert, isoliert und gesellschaftlich ausgegrenzt zu werden. 

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  • AktHiv + beantragt die Aufnahme als vollwertiges Mitglied in den Landesverband der AIDS-Hilfen Baden-Württembergs. 
    Das Angebot der landesweiten Positiventreffen von AktHiv+ stelle eine sinnvolle inhaltliche Ergänzung zum bereits bestehenden Angebot der AIDS-Hilfen in Baden-Württemberg dar und sieht sich als Interessenvertretung der Menschen mit HIV/AIDS.

    Auch Helga Solinger,  1994 Sozialministerin, 09/ 94) misst "...diesen Treffen (....) besondere Bedeutung zu, weil sie dem Erfahrungsaustausch, der Vermittlung von Informationen sowie der gegenseitigen Hilfe und Unterstützung dienen und damit HIV-Positiven und AIDS-Kranken Kraft und neuen Mut geben können, ihre Situation zu bewältigen."

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  • Die Mitgliederversammlung der Aidshilfen Baden-Württemberg bestellt Oliver Trautweinals als Beirat. 
    [Der Beirat ist die Vertretung der Bundesländer in der Deutschen AIDS-Hilfe. Er besteht aus 17 Ländervertretern/-innen und tagt i.d.R. 4 Mal im Jahr. Oliver Trautwein ist gleichzeitig stellvertretender Sprecher des gesamten Gremiums. Die AIDS-Hilfen in Baden-Württemberg wählen ihr Beiratsmitglied  für 2 Jahre. Er ist den AIDS-Hilfen gegenüber verantwortlich. Der Beirat vertritt die Interessen und politischen Standpunkte der Deutschen AIDS-Hilfe in seinem Bundesland gegenüber Politik und Öffentlichkeit.]


1995


  • Oliver Trautwein nimmt im März '95 an der 7. Internationalen Positiven-Konferenz in Kapstadt teil.

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  • Die Wanderausstellung »Zwischen Leben und Tod« von Menschen mit HIV ist auch in der Aids-Hilfe Tübingen-Reutlingen. Den Bildern ist auf den ersten Blick anzusehen: Der Tod ist allgegenwärtig. Die Angst bleibt ständiger Begleiter.  Die Ahnung von der begrenzten Lebenszeit, lässt HIV-Infizierte wahrnehmen, was andere achtlos übersehen. »Jeder von uns ist nur einen Herzschlag vom Tod entfernt.«

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  • Das erste landesübergreifendes Informationstreffen von HIV- und AIDS-Selbsthilfegruppen, findet im August 1995 statt. Mitglieder der „Freitagsgruppe“ in Bonn, die Frauengruppe der Bonner AIDS-Hilfe, das Karlsruher „I.P.E. Pflegeprojekt AIDS“ sowie die Gauselfinger Selbsthilfegruppe AktHiv+ finden sich zusammen, um Erfahrungen auszutauschen und die derzeitige AIDS-Politik zu hinterfragen. Dabei sei "viel Frust“ zutage getreten. Sowohl in der Öffentlichkeit als auch in Fachkreisen - beispielsweise der Ärzteschaft, bestehe noch ein großes Informationsdefizit über AIDS und HIV. [Anm. d. Red.: Kommt uns das im Jahr 2024 nicht immer noch sehr bekannt vor?]
    Die Einstellung von  Pflegediensten gegenüber Menschen mit HIV sei nur allzu oft ablehnend. Die Betroffenen selbst, als „wahre Experten”, würden nicht nach ihren Bedürfnissen gefragt.

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  • AktHiv + e.V.  ist nach Ablauf der Probezeit als 13. Mitglied der AIDS-Hilfe Baden-Württemberg aufgenommen. Der Landesvorstand stellt jährlich dem Positivenverein vertraglich vereinbart einen Förderbetrag zur Finanzierung der Positiventreffen bereit.

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  • Aus gesundheitlichen Gründen tritt Oliver Trautwein am 10.06.1995 als Beirat für Baden-Württemberg in der DAH zurück. Der neue Beirat ist René Christ von der AIDS-Hilfe Stuttgart.

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  • AktHiv+ schreibt an den Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung Dr. Norbert Blüm und bittet um Unterstützung, um zu erreichen, dass HIV-positive Menschen als Schwerbehinderte anerkannt werden.
    HIV-positive Testergebnisse seien ein psychisch nur schwer zu verkraftendes Ereignis.
    Depression, Verlust des Selbstwertgefühles, Rückzug vom sozialen Umfeld, Ängste vor Verlust des Arbeitsplatzes oder Anerkennung im Betrieb, sowie Ablehnung in der Familie seien die Folge der Diagnose. Die Betroffenen müssten deshalb oft ein Versteckspiel beginnen. Diese Situation begünstige ein Fortschreiten der HIV-Infektion.

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  • Anlässlich der drohenden Novellierung des Bundesseuchengesetzes (BSeuchG)  äußert Oliver Trautwein im Namen von AktHiv+ in einem Brief  [Anm. d. Red.: Empfänger unbekannt] Ängste, dass AIDS in die Liste meldepflichtiger Krankheiten mit einbezogen werden soll.

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  • AktHiv+ führt einen Fortbildungsworkshop "Politische Bildung" durch.
    Die Teilnehmer sollen im Umgang mit Ämtern und Behörden auf verschiedenen staatlichen Ebenen, von Gemeinde bis Bundesland, befähigt werden, Petitionen und Eingaben rechtswirksam einzureichen und Strategien erlernen, um die Durchsetzung ihrer Eingaben zu erreichen.
    [Anm. d. Red.: Die Vertreter von AktHiv+ -insbesondere Oliver Trautwein- setzen sich in der Tat bei zahlreichen Veranstaltungen mit Vertretern der Politik auseinander.]

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  • Der Gauselfinger „Bädle“-Streit steht im September 1995 erneut im Fokus. AktHiv+ will  im Sommer 1996 zum 20. landesweiten Positiventreffen im Gauselfinger Schwimmbad Entspannungsübungen von HIV-Positiven und Aidskranken durchführen. 1994  hatte es der Gauselfinger Ortschaftsrat abgelehnt, dem Verein das Schwimmbad für eine Wassertherapie zu vermieten. „Vielleicht“, so hofft Trautwein, „denken sie jetzt etwas anders darüber“. Sabine Faber, die Vorstandsvorsitzende von „AktHiv+“ will „das Angebot des gemeinsamen Badens“ verwirklicht sehen, dass sie von Politikern erhalten hatte.

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  • Menschen mit Aids fühlen sich nach wie vor ausgegrenzt.
    Im Artikel in der '
    Südwestpresse vom 23.09.1995' heisst es:
    - Beim 20. Landesweiten Positiventreffen‘ von AktHiv+ in Burladingen-Gauselfingen ging es wieder einmal darum, dass Aids-Infizierte in der Gesellschaft  nach wie vor mit einem Kainsmal gezeichnet und ausgegrenzt sind.
    20 Prozent der Zahnärzte lehnten es ab HIV-Positive zu behandeln; aus Angst andere Patienten zu verlieren. Es fehle an Wissen und die Bereitschaft der Ärzte, sich fortzubilden sei gering.
    - Kritik an Medizinern äußern auch HIV-positive Frauen. Sabine Faber im Vorstand, hält es für falsch,
    Aids-infizierte Frauen, die schwanger geworden sind, sofort zum Abbruch zu drängen oder ihren Kinderwunsch auszureden. Das Kind einer HIV-Positiven muss nicht ebenfalls infiziert sein.
    - Die AktHiv+ Sprecher*innen plädieren dafür, HIV-Positiven generell einen
    Schwerbehindertenausweis zu bewilligen, u.a. auch als wirksamen Kündigungsschutz.

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  • Beim Festakt  zum 20. Treffen HIV-Positiver und Aidskranker im Haus des Gauselfinger WIR-Projekts sicherten Landtagsabgeordnete der CDU und  Grünen ihre politische Unterstützung zu und ermunterten AktHiv+ zum Weitermachen.  Das 20. landesweite Treffen sei "einerseits ein trauriger Anlass, weil inzwischen so viele gestorben sind“, andererseits bedeute es aber auch, seit dem ersten Treffen 1988 in Heilbronn, sieben Jahre Begegnung und Gesundheitsförderung.
    Nach dem ersten Treffen in Heilbronn fanden die folgenden 19 Begegnungen im WIR-Projekt in Gauselfingen statt. Dabei vollzog sich laut Oliver Trautwein ein langsamer, aber stetiger Wandel „vom heimlichen Treffen auf der Alb zum politischen Verein von Betroffenen“. Ihren Verein
    AktHiv+ gründeten die HIV-Infizierten 1994, um ihre politischen Forderungen selbst zu vertreten und sich nicht länger unter dem Dach der Deutschen Aids-Hilfe zu verstecken. Ferner gehe es  um Informationen zu Ernährung, medizinische und sozialrechtliche Themen, Übungen zu Entspannung und Stressminderung.
    Obwohl die HIV-Infizierten mit dem Versuch, das Schwimmbecken für Entspannungsübungen anzumieten, in Gauselfingen Anstoß erregten, wurden die Treffen von AktHiv+ akzeptiert. Die ursprünglichen Befürchtungen der Aidsbetroffenen hätten sich nicht bestätigt.
    Die anwesenden Abgeordneten sicherten den HIV-Infizierten politische Unterstützung zu. Es sei wichtig, dass der Verein sich artikuliert und auf die Politik zugehe und sich offen zu der Infektion zu bekennt und gemeinsam für seine Sache einsteht. Die Abgeordnete der Grünen g
    ratulierte AktHiv+ zur Vereinsgründung und ermutigte die Mitglieder, „ihren Weg weiterzugehen“.
    Die größte Sorge der HIV-Positiven sei, dass mit der Novellierung des Bundesseuchengesetzes die seit Jahren diskutierte
    Meldepflicht für Aids doch noch durchgesetzt und im selben Zuge ein Zwangs-HIV-Test für Schwangere eingeführt werde.

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  • Die Aussteller des Gauselfinger Weihnachtsmarktes haben 10% ihres Umsatzes,  2214,90 Mark  dem ortsansässigen Selbsthilfeverein AktHiv+ übergeben. Der Artikel in der 'Hohenzollerischen Zeitung' berichtet:
    Der Selbsthilfeverein erhält zwar Zuschüsse aus öffentlicher Hand, doch wären viele Projekte und Veranstaltungen ohne Spenden von privater Seite nicht zu verwirklichen.
    Trotz der hohen Nachfrage nach den Treffen gibt es
    in der Bundesrepublik kaum vergleichbare Angebote.
    Verantwortlich für den Erfolg ihrer Arbeit machen die Veranstalter das Vereinskonzept: „
    Die Mitglieder von AktHiv+ sind selbst Betroffene. Im Gegensatz zu anderen Gruppen wird nicht ‚über’, sondern ‚mit’ den Infizierten entschieden“.
    Doch AIDS ist ein Angstwort, viele HIV-Positive gehen dem Thema lieber aus dem Weg, verstecken sich und haben zu ihrer Krankheit auch noch die Einsamkeit zu ertragen.
    AktHiv+ sieht sich daher auch als „Anwalt“ der Aidskranken: „Weil die Infizierten zumeist nicht gefragt werden, mischen wir uns ein und tragen an verantwortlicher Stelle die Bedürfnisse vor“.

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1996


  • Der 'Schwarzwälder Bote' berichtet über das letzte Treffen von AktHiv+ in Gauselfingen . Der Selbsthilfeverein richte vier Treffen im Jahr aus. Es werde meist ein Referent eingeladen zu Themen von Gesundheitsvorsorge über den neuesten Stand der AIDS-Forschung bis hin zu rechtlichen Fragen, z.B. Erbrecht.
    Für die rund 20 Teilnehmer gab es gemeinsame Gespräche, Vorträge, Spiele und Gelegenheit sich zu entspannen. Ein Thema war »Lust und Schuld«. Menschen mit HIV hätten oft zu kämpfen
    mit dem Gefühl Schuld zu sein an ihrer Infektion. Aber: Wer ist Schuld an seiner Homosexualität, oder dass er drogenabhängig oder bluterkrank ist? Die Teilnehmer stellten ihre persönlichen Erlebnisse und Ängste mit Lust und Schuld im Bild und Collagen dar.  Menschen mit HIV stießen nach wie vor auf viel Ablehnung, manchmal sogar in ihrer Familie. Die Treffen sind eine Hilfe, um aus der Isolation herauszufinden, auf neue Gedanken zu kommen und neue Kontakte und Freundschaften zu knüpfen.

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  • Oliver Trautwein mit der Staufermedaille ausgezeichnet - Statt Resignation anderen Hilfe gebracht. Artikel der Badische Neueste Nachrichten v. 03.02.1996.
    Ungewöhnlich war die  Situation, wie Helga Solinger, Baden-Württembergs Sozialministerin Oliver Trautwein die
    hohe Auszeichnung des Landes, die Staufermedaille überreichte.
    Oliver Trautwein, 29 Jahre alt, ist ans Krankenbett gefesselt und gezeichnet von Krankheiten, gegen die sich sein HIV-infizierter Körper nicht mehr wehren kann. Helga Solinger sitzt neben dem Kranken auf dem Sofa, Olivers Lebensgefährte, die Eltern und Schwestern im Raum versammelt.
    Oliver Trautwein lebt seit rund zehn Jahren mit HIV und ist seit kurzem schwer an Aids erkrankt.
    Selbst das Lächeln fürs obligatorische Pressefoto fällt Oliver Trautwein schwer.  Oliver erfuhr als junger Mann  mit 20 Jahren von seiner todbringenden Infizierung mit Aids, aber er resignierte nicht.
    Im Gegenteil: Oliver Trautwein stellte sein Leben fortan in den Dienst von Aufklärung und Hilfe für Menschen mit HIV und Aids. Er stellte sich der Öffentlichkeit und wurde bekannt als unermüdlicher
    „Kämpfer für Toleranz und Solidarität gegenüber und mit den Betroffenen“. Er wirkte ehrenamtlich in der Aids-Initiative Karlsruhe, später als hauptamtlicher Aids-Streetworker im Gesundheitsamt Karlsruhe.
    Mit der
    Gründung des Vereins AktHiv+ und des „Pflegeprojektes Aids“ zeigte Trautwein beindruckendes Engagement. „Seine Zielstrebigkeit, sein Organisationstalent, Ideenreichtum und Durchsetzungsvermögen bringt den Betroffenen Hilfe und trägt wesentlich dazu bei, ein öffentliches Tabu, das Schweigen über Aids, zu brechen“, würdigte die Sozialministerin Trautwein.

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  • Nur wenige Tage nach Erscheinen dieses Artikel stirbt Oliver Trautwein am 13. Februar 1966, so wie er es wollte im Kreise seiner Familie. Oliver Trautwein wurde 30 Jahre alt.

  • (Zeitung unbekannt) Langer Kampf gegen Aids. Oliver Trautwein gestorben.
    Ein engagierter Kämpfer für die Belange der HIV-Infizierten ist tot. Am Dienstag starb in seinem Heimatort Oliver Trautwein an den Folgen von Aids. Erst vor kurzem war er mit der  Staufermedaille des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet worden, die er für seinen unermüdlichen Einsatz für die Aufklärung über die Krankheit erhielt.
    Oliver Trautwein legte seine gesamte Kraft in die Bekämpfung der Krankheit und die Beratung von Risikogruppen. Als
    „Streetworker“ war er für die Aidsinitiative Karlsruhe unterwegs, klärte Homosexuelle in Lokalen über Risiken und Vorbeugung gegen eine HIV-Infektion auf. Er organisierte Benefizveranstaltungen, war im IPE-Pflegeprojekt tätig das er selbst gegründet hatte, beriet im Gesundheitsamt, suchte den Kontakt zu den Medien, um das Tabu über Aids zu brechen oder startete Aktionen, etwa zum Weltaidstag.
    „Oliver war ein außergewöhnlich engagierter, begabter und wertvoller Mensch. Sein Tod ist für uns ein sehr großer Verlust“, sagte die zuständige Abteilungsleiterin am Gesundheitsamt Karlsruhe. „Er hat stets sein eigenes Schicksal zurückgestellt, um den anderen zu helfen. Mit seinem  Engagement hat er sicher
    andere Menschen vor dem gleichen Los, wie es ihn getroffen hat, bewahrt. “Dabei sei Oliver Trautwein stets ein geduldiger und freundlicher Mensch gewesen, der trotz seiner jungen Jahre sogar in der Sterbebegleitung von Aidskranken mit viel Einfühlungsvermögen tätig war.

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  • (Gemäß zwei Zeitungsartikeln)
    Berührungsängste im öffentlichen Bewusstsein abbauen. HIV-Positive berichteten. Vom Leben nach der Diagnose. Talkshow der Aids-Hilfe in der Reutlinger Volkshochschule.
    Man stelle sich vor: Sie erhalten als Diagnose eine unheilbare Krankheit . Sie wissen nicht wie lange sie noch leben. Ihr Arbeitgeber entlässt sie. Ihr Vermieter kündigt ihnen die Wohnung. Kein Zahnarzt will Sie behandeln.
    Einige Menschen machen genau diese Erfahrung – täglich. Weil sie sich zu einer Virusinfektion bekennen, die immer noch mit einem gesellschaftlichen Makel behaftet ist: Es geht um HIV-Positive und AIDS.

    René Christ, Präventionsmitarbeiter der Aids-Hilfe Baden-Württemberg aus Stuttgart sowie Sabine Faber, Mitbegründerin von AktHiv+ in Gauselfingen, beide HIV-positiv, mussten solche Erfahrungen sammeln.
    Wer sich als HIV-positiv outet, muss mit Ausgrenzung und Diskriminierung durch die Gesellschaft zurecht kommen.
    Christ arbeitete in einem Herrenberger Textilladen und wurde sofort gekündigt. Nach diesen Tag dreht sich sehr vieles in seinem Leben um AIDS. Mit diesem Bewusstsein „lernt man leben und sterben“, sagt er. Jeder muss Verantwortung für sich, aber auch anderen gegenüber wahrnehmen. „Nur wenn man auf sich selbst achtgibt, kann man verhindern, dass man sich ansteckt,“ appellierte der junge René Christ. „Schaut her, ich war ein dummer Trottel‚ ich hab’ kein Gummi benutzt.“
    Doch was geht in den Menschen vor, wenn sie das Resultat „positiv“ erhalten, das auf sie hereinbricht? Nicht alle bewältigen es so wie Christ. Er hat seine Krankheit als Chance genutzt. „Man wird sich seiner eigenen Endlichkeit bewusst, der Tod ist für mich präsent, jeden Tag“. Er bereitet sich auf das Sterben vor. [Anm. d. R.: René Christ starb 2024]
    Christ klärt in Schulen über AIDS auf. „Für viele Schüler bin ich wie ein lebender Leichnam. Wenn die dann nachher kommen und mir die Hand geben, habe ich unwahrscheinlich viel erreicht.“
    Viele Schulen und Eltern haben große Vorbehalte gegen solche Veranstaltungen. Christ musste dem Rektor einer Schule schriftlich bestätigen „dass keine Ansteckungsgefahr für die Schüler bestanden habe“. Oft ist bei Elternabenden die Homosexualität von Christ das Hauptthema. Er sagt: „Die glauben, dass ich aus ihren Kindern lauter Schwule und Lesben mache.“

    Sabine Faber lebt auf dem Land und wird weniger häufig mit der Krankheit konfrontiert. Sie hat sich bisher auch nicht so offensiv „geoutet“ wie Christ, für den es nichts »Schlimmeres gibt, „als sich verstecken zu müssen“. Die Infektion hat auch Fabers Leben verändert. Angesteckt vor elf Jahren über eine von mehreren Leuten benutzte Fixernadel, hat ihr „der Virus den Weg gezeigt, mit den Drogen aufzuhören”. Für sie brach die Welt zusammen, als sie ihre Diagnose erhielt.“ Sie ging nach Indien wo sie zu sich gefunden hat. Jetzt lebt Sabine Faber auf dem Land. Sie weiss aber nicht, was passiert, wenn das Dorf erfährt, dass sie infiziert ist und eines Tages auch bei ihr die Krankheit ausbrechen wird.
    Nachdenken über den Tod sieht sie als eine Aufgabe, der sich auch der scheinbar Gesunde stellen muss.

    Auch in Reutlingen wird AIDS weitgehend tabuisiert, auch wenn hier die Infizierungsrate bei Drogenabhängigen bei 50 Prozent liegt, im Bundesdurchschnitt beträgt sie 15 Prozent.
    Elisabeth Neuner-Götz im Gesundheitsamt für die AIDS-Beratung zuständig, muss zweimal im Jahr Menschen mitteilen, dass ihr Testergebnis positiv ausfiel.

    Sebastian Hambrecht ist in der Aids-Hilfe ein „Buddy“, ein Synonym für den "Kumpel", der dem HIV-Positiven unter die Arme greift. Er empfindet seine Aufgabe als persönliche Bereicherung. Er stößt in seiner Aufklärungsarbeit aber immer wieder an Grenzen. In der Schule darf er zwar zeigen, wie man ‚Kondome benutzt, aber keine verteilen. „Das könnte ja als Aufforderung zum Geschlechtsverkehr verstanden werden.“ Nicht die Jugendlichen, sondern die Eltern haben Berührungsängste. „Schwul und dazu noch positiv, da glauben die Eltern, ihre Kinder könnten sich anstecken.“

    Sabine Faber erzählt, dass sie zwei-, dreimal aus der Zahnarztpraxis geflogen ist, als sie dem Arzt sagte, sie sei HIV-positiv. Auch Christ hat ähnliche Erfahrungen gemacht. Mittlerweile hat er zwar einen Arzt gefunden, allerdings bekommt er seinen Termin erst abends, wenn keine anderen Patienten mehr da sind - angeblich zu deren Schutz. [Anm. d. Red.: Auch 2024 müssen HIV-positive Menschen das noch erleben!]

    Weil Christ im Krankenhaus getestet wurde, steht das Testergebnis in seinen Krankenakten. Damit konnte er sich sozial nicht mehr absichern. Selbst die Pflegeversicherung greift nicht, wie er von Freunden erfahren musste, die er bei ihrem Sterben begleitete. Und den jungen Kranken, die sich noch gesund im Sinne von arbeitsfähig fühlen, rät das Arbeitsamt lapidar zur Frührente - weil sie nicht mehr vermittelbar sind.


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  • 'Schwäbisches Tagblatt17.04.1996' Bilder zwischen Leben und Tod
    Eine Ausstellung in der Reutlinger Volkshochschule zeigt von HIV-Positiven gemalte Bilder. Manche der Maler*innen sind bereits an der unheilbaren Krankheit Aids verstorben. Die Bilder zeigen in eindrucksvoller Weise die Verzweiflung und Hoffnungen der Betroffenen, spiegelt sich in den Bildern das 'Sterben sehen'  von Freunden. Doch  das Leben im Bewusstsein des Todes eröffnet auch eine ganz neue Sicht auf die sonst wenig beachteten Schönheiten des Augenblicks: den Anblick einer Blume etwa oder eines Baumes.

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2000

  • Im Oktober 2000 findet das 40te Treffen von AktHiv+ auf dem Ferien-u. Tagungshaus "Pfeifferhof" in Haslach statt. 

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2019

  • Uwe Just stirbt. Er war bei AktHiv+im Vorstand.

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  • Der Verein feiert in Bad Dürkheim sein 25-jähriges Jubiläum

2022

  • Aus AktHiv+ wird aktHivplus

    Unser Verein gibt sich mit einer neuen Schreibweise, einem neuen Flyer und der neuen Webseite ein neues,  modernes und ansprechendes Outfit.
    Das neue Schriftbild mit kleinem „a“ und der Schriftart unterstreicht die Aussage „aktiv sein“ und betont das lebendige des Vereins. Das einfache „+“ im alten „AktHiv+“ wird zum hochgesetzten „plus“ als Sinnbild für Qualität .

    Die neue Webseite informiert mit umfangreichen Inhalten was wir in den Treffen anbieten und wann diese stattfinden, zum Leitbild unseres Vereins, zur Satzung, wie wir uns finanzieren, listet interessante und wichtige Links auf und bietet die Möglichkeit uns einfach online per Mail Fragen zu stellen oder ein Feedback zu geben.

    Zu den Treffen gibt es Informationen zu den Unterkünften, der Anfahrt und dem Programm. Die Teilnehmer können sich einfach und schnell online anmelden. Damit können die ehrenamtlich arbeitenden Vorstände die Treffen mit weniger Aufwand als zuvor organisieren.

    Der 2022 herausgegebene neue Flyer liegt in allen Aidshilfen in Baden-Württemberg aus.

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2024

  • aktHivplus feiert sein 30-jähriges Jubiläum.
    Aus den Recherchen zur Geschichte des Vereins entsteht diese "Timeline".
    In der "Chronik" werden ausführliche Berichte über das Vereinsgeschehen -entnommen aus noch vorhandenen Zeitungsartikeln- präsentiert.
    Im Novembertreffen in Bad-Dürkheim wird im Zuge eines Festaktes eine Ausstellung mit Schautafeln zur Vereinsgeschichte gezeigt.

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