1996

Die Chronik.  30 Jahre   aktHivplus

1996 - Staufermedaille, Oliver tot

AUSGEZEICHNET wurde am Abend  des  02. Februar 1996 Oliver Trautwein von Ministerin Helga Solinger (links) für seinen Einsatz für HIV-Infizierte mit der Staufermedaille.

Foto: Hornung



Nur wenige Tage nach der Auszeichnung am 13. Februar stirbt Oliver Trautwein.

Mit der Staufermedaille als besondere Auszeichnung des Ministerpräsidenten Baden-Württembergs werden Verdienste um das Gemeinwohl geehrt, die im Rahmen eines ehrenamtlichen, gesellschaftlichen oder bürgerschaftlichen Engagements erworben und über viele Jahre hinweg erbracht wurden. In einer Urkunde spricht der Ministerpräsident seinen Dank und Anerkennung für die Verdienste um das Land Baden-Württemberg aus.


In ehrendem Gedenken an

Oliver Trautwein *1966  ✝1996

Oliver Trautwein stirbt am 13. Februar 30-jährig an den Folgen von Aids.[24]


Epitaph (Gedächtnismal für einen Verstorbenen) für Oliver Trautwein vor der kleinen Kirche in Karlsruhe.


Foto: Arthur Mehlstäubler 2015, Stadtarchiv Karlsruhe 11/DigA 43/28 DO.


Ende der 1980er-Jahre begann der Künstler Tom Fecht für die Deutsche AIDS-Stiftung das Projekt "Denkraum – Namen und Steine" zu entwickeln um die Erinnerung an Menschen wach zu halten, die an den Folgen von AIDS gestorben sind. Ab 1992 wurden mehr als 26 Installationen dieser Art in deutschen Großstädten realisiert. 1996 erfolgte vor der Kleinen Kirche in Karlsruhe eine solche Installation, wobei es sich hier um ein Gemeinschaftsprojekt von Fecht mit der Deutschen AIDS-Stiftung in Zusammenarbeit mit der AIDS-Hilfe Karlsruhe e. V. handelte.

Der Karlsruher "Denkraum" wurde am 30. November 1996 der Öffentlichkeit übergeben. In dem Feld sind heute 44  in den Boden eingelassene Pflastersteine, auf denen Namen von berühmten und nicht berühmten AIDS-Toten aus der Region eingeschrieben sind. Durch den "Denkraum" wird sowohl ein Gefühl der Anteilnahme hergestellt, als auch die persönliche oder kollektive Erinnerung an die Verstorbenen ermöglicht. [117]

Für Oliver Trautwein gibt es  in Bonn vor dem Haus der Geschichte, in der Akademie Waldschlösschen und in Karlsruhe vor der kleinen Kirche jeweils einen Gedenkstein mit seinem Namen im Epitaph, Installationen vom Künstler Tom Fecht für an AIDS Verstorbene Menschen mit dem Titel: „Namen und Steine“. Hier im Bild der Epitaph für Oliver in der Gedenkmauer der  Akademie Waldschlösschen.

Quelle: Unbekannt


Oliver Trauwein ist tot


Oliver war ein engagierter Kämpfer für die Rechte der Menschen, die mit HIV und Aids leben. Kritisch und oft bis zur Penetranz unbequem, streitbar und kreativ setzte er sich dafür ein, dass sie den Platz in unserer Gesellschaft erhalten, der ihnen gebührt. Er war auch ein Kämpfer gegen die oft starren Strukturen der Aids-Hilfen und sah niemals ein, Dow Selbsthilfe und die Arbeit für HIV-Positive nicht zu deren zentralen Aufgaben gehören. Er schrieb Petitionen an Regierungen und Botschaften, in denen er die Verletzung der Menschenrechte von Infizierten anklagte, und versuchte, die Positivenbewegung und die Aids-Hilfen für diese Aufgabe zu mobilisieren. Er war ein Aktivist und Funktionär im guten Sinne des Wortes.

Ich lernte Oliver 1987 bei meiner Arbeit in der Aids-Initiative Karlsruhe kennen. Er hatte sich zusammen mit einem Freund einem Antikörpertest im Gesundheitsamt unter-zogen, dem Gesundheitsamt, in dem er später selbst arbeitete. Der Test des Freundes war positiv; Oliver hatte nun Angst, sein Ergebnis abzuholen. Er war damals 20 Jahre alt. Wir sprachen lange über das für und Wider des Wissens um den Serostatus und einigten uns darauf, dass ich ihn ins Gesundheitsamt begleite.

Sein Ergebnis war auch positiv. Die Situation im Gesundheitsamt war allerdings so grotesk, dass Oliver anders reagierte, als ich es erwartet hatte. Der beratende Arzt, ein junger Rechter, sprach mit Deutschland-Fähnchen auf seinem Schreibtisch und der National-Zeitung daneben von sexueller Enthaltsamkeit und der Schuld des Infizierten. Ich hielt Olivers Hand und erwartete einen mittleren Ausbruch, aber seine einzige Reaktion war sein berühmtes Oliver-Lächeln.

Oliver kam dann in meine Positivengruppe, wir lernten uns besser kennen, und aus anfänglicher Freundschaft entwickelte sich eine Beziehung. Zu dieser Zeit war ich Beirat für Baden-Württemberg bei der DAH und später Mitglied des Vorstandes. Oliver begleitete mich auf den meisten Dienstreisen und wuchs so langsam in die Aids-Arbeit hinein. Meine ABM-Stelle bei der Aids-Initiative wurde vom Land gestrichen. Auf Olivers Wunsch hin bewarb ich mich bei der Berliner Aids-Hilfe, ein gemeinsamer Wechsel nach Berlin war geplant. Zum gemeinsame Umzug kam es nicht mehr, da wir unsere Beziehung vorher beendeten.

Oliver blieb in Karlsruhe und zeigt zum ersten Mal, welcher Kampfgeist in ihm steckte. Er setzte durch, dass die ABM-Stelle wieder eingerichtet wurde und über-nahm selbst diese Stelle als mein Nachfolger. Zwischen-zeitlich hatte er es geschafft, seiner Familie zu sogen, dass er schwul und HIV-infiziert war; auch den nach-folgenden Kampf in der Familie hatte er gewonnen. Durch den Rückhalt, den er von seiner Mutter und seiner Schwester erfuhr, konnte er nun auch sein öffentliches Coming-out als positiver Schwuler wagen. Gerade diese Leistung ist nicht zu unterschätzen, wenn man bedenkt, dass Oliver aus einer kleinen nordbadischen Gemeinde kommt, in der er als Pfadfinder, Ministrant und Mitglied des Pfarrgemeinderates in der katholisch geprägten Dorfstruktur eine gewisse Popularität genoss. Aber auch hier setzte er sich durch, kämpfte um die Akzeptanz seiner Person und seines Lebensstils und siegte letztendlich mit der ihm eigenen Mischung aus Mut, Beharrlichkeit und Charme.

Der erste Höhepunkt seiner Arbeit war eine Mitgliederversammlung der DAH in Berlin, als er angenervt von der Uneinsichtigkeit der Aids-Hilfen die






Gründung eines eigenen Positivenverbandes forderte und dadurch sehr viel Aufruhr verursachte. Oder sein Auftritt auf der Europäischen Positiven-Ver-sammlung in München in einer von Gauweiler geplagten Zeit, wo er auf der öffentlichen Abschluss-veranstaltung die Teilnehmer in französischer Sprache begrüßte. Oliver wurde Beirat bei der DAH und beendete seine Arbeit bei der Aids-Initiative, die seinen Vorstellungen von Positivenarbeit nicht folgen wollte.Er setzte sich für die landesweiten Positiventreffen in Baden-Württemberg ein, die ohne ihn nie entstanden wären. Um eine von den Aids-Hilfen unabhängige gesicherte Finanzierung zu erreichen, gründete er den Verein „AktHiv+“, der bis heute Veranstalter der Treffen ist.

Mittlerweile war er Mitarbeiter des staatlichen Gesundheitsamtes in Karlsruhe geworden, war zuständig für Beratung und Vor-Ort-Arbeit in der schwulen Szene der Stadt. Er organisierte Vorträge und Seminare und betrieb eine sehr offensive Öffentlichkeitsarbeit. Seine Strategie war die Werbung um Verständnis und Akzeptanz jenseits der Mitleidsschiene. Er bat nicht, er forderte, stets in dem Bewusstsein, Recht zu haben. Der Mut und die Kraft, die er dadurch nach außen vermittelte, zwang viele Menschen ihr Bild von den Infizierten zu revidieren. Er setzte hier einen Kontrapunkt zu den Betroffenenallüren von Medien-Positiven, die bereits von ihrem Spiegelbild gerührt sind. 1992 gründete Oliver – unterstützt von seiner Mutter und Freunden – in Karlsruhe das IPE, das „Institut zur Erforschung und Erprobung von ambulanten Pflegeprojekten für Menschen mit HIV und Aids in Europa e.V.” - was für ein Titel.

Ich traf Oliver immer wieder in Arbeitszusam-menhängen, wir fuhren zusammen auf Positiven-kongresse und arbeiteten gelegentlich gemeinsam an einem Projekt. Er besuchte meinen Mann und mich privat, später dann gemeinsam mit seinem Freund Jörg. Aus dem unbeschwerten Jungen mit tausend Phantasien und einem äußerst lästerlichen Mundwerk war im Lauf der Jahre ein emanzipierter selbstbewusster Mann geworden, der gelernt hatte, seine Interessen und seine Politik durchzusetzen - auch im privaten Bereich. Die letzten Jahre hat er mit Jörg zusammen im Elternhaus gelebt, als offen schwules Paar in der kleinen nordbadischen Gemeinde, Oliver bekannt als HIV-Positiver. Er hatte dank der liebevollen Unterstützung von seiner Familie und Jörg die Chance, so zu sterben, wie er sich das gewünscht hatte - zuhause im Beisein seiner Lieben. Zuletzt hatte er noch durchgesetzt, katholisch beerdigt zu werden, obwohl er aus der Kirche ausgetreten war. Eine kirchliche Beerdigung, die mich beeindruckte und den vielen Dorfbewohnern, die neben den Freunden und Freundinnen gekommen waren, sicher auf Jahre Gesprächsstoff gibt, da die Worte „schwul“ und „Aids“ sicher nicht zur katholischen Sterbeliturgie gehören.

Was bleibt, ist die Erinnerung an einen liebenswerten, kämpferischen, manchmal unbequem hartnäckigen Freund, an nächtelanges Casablanca gucken, er Ingrid Bergman ich Humphrey Bogart, und an sein berühmtes Lächeln.

Oliver hat gekämpft und viel erreicht, wir danken ihm dafür.

Ich seh Dir in die Augen, Kleines.

Uli Meurer

OLIVER TRAUTWEIN

1966 - 1996


Oliver Trautwein (1966-1996) kam 1987 in die Positivengruppe der AIDS-Initiative Karlsruhe und übernahm dort später eine ABM-Stelle. Er hatte es bereits geschafft, seiner Familie zu sagen, dass er schwul und HIV- infiziert war. Anschließend wagte er auch sein öffentliches Coming-out beim

2. Europäischen Positiventreffen, das 1988 ın München stattfand. Oliver wurde DAH-Beirats-mitglied, initiierte die landesweiten Positiventreffen ın Baden-Württemberg, gründete den Verein AktHiv-Plus, der diese Treffen bis heute veranstaltet. Inzwischen Mitarbeiter des Gesundheitsamts Karlsruhe, war er für Beratung und Vor-Ort-Arbeit ın der Schwulenszene zuständig, organisierte Seminare und betrieb offensive Öffentlichkeitsarbeit. Seine letzten Jahre lebte er zusammen mit seinem Freund Jörg im Elternhaus. Oliver starb am 13. Februar 1996 so, wie er es sich gewünscht hatte — zu Hause, im Beisein seiner Lieben. Seine Mutter Erika Trautwein ist heute Sprecherin des 1997 gegründeten Netzwerks der Angehörigen von Menschen mit HIV und Aids.


Quelle: https://wusstensie.aidshilfe.de/de/oliver-trautwein

In den Jahren 1995 und 1996 beginnt der Siegeszug der hoch wirksamen

HAART-Kombinationstherapie gegen die HI-Retroviren.

Für Oliver zu spät....

Reutlinger Tagblatt 17.04.1996

„Wir müssen Berührungsängste im öffentlichen Bewußtsein abbauen“

Podiumsdiskussion zum Thema AIDS — Zwischen Großstadt und Provinz

(von links): Sebastian Hambrecht, Sabine Faber, Beate Rau (Moderatorin), Rene Christ und Elisabeth Neuner-Götz wollen  Berührungsängste abbauen.

                                                  Foto: Verena Sautter

  • 02.01.1996 Landesweit trafen sich HIV-Infizierte vergangene Woche in Gauselfingen

    Schwarzwälder Bote v. 02.01.1996

    HIV-Infizierte geniesen familiäre Atmosphäre

    Landesweites Treffen im Gauselfinger WIR-Projekt


    Burladingen-Gauselfingen (rtr). Landesweit trafen sich HIV-Infizierte vergangene Woche im Gauselfinger WIR-Projekt. Die regelmäßigen Treffen in Gauselfingen sind ein wichtiger Bestandteil der Arbeit des Selbsthilfevereins AktHiv+ für HIV-Infizierte und AIDS-Kranke, meint die Vorsitzende des Vereins, Sabine Faber-Gretz, im Gespräch mit unserer Redaktion. 


    Vier Treffen im Jahr sind es in der Regel, und meist wird ein Referent eingeladen. Die Themen, über die informiert wird, sind vielseitig und reichen von Gesundheitsvorsorge über den neuesten Stand der AIDS-Forschung bis hin zu rechtlichen Fragen, wie beispielsweise Erbrecht.


    Das Programm bei dem jetzigen Treffen stand unter dem Motto »Hausgemachtes«. Rund 20 Teilnehmer kamen und erlebten einige interessante Tage. Es geht zu, wie in einer Familie, meint die Vorsitzende von AktHiv+, Sabine Faber-Gretz. Das sei umso wichtiger, da HIV-Infizierte nach wie vor auf viel Ablehnung stoßen, manchmal auch von seiten ihrer eigenen Familie.


    Von Dienstag Abend bis Samstag Mittag gab es eine Reihe verschiedener Angebote. Da war Zeit für gemeinsame Gespräche, Vorträge, Spiele, aber auch Gelegenheit, sich zu entspannen bei speziellen Übungen. Ein Themenkomplex umfasste den Bereich »Lust und Schuld«. HIV-Infizierte hätten oft zu kämpfen mit dem Gefühl von Schuld, so Faber-Gretz, Schuld zu sein an ihrer Infektion. Faber-Gretz fragt sich hingegen: Wer ist Schuld an seiner Homosexualität, oder dass er drogenabhängig oder bluterkrank ist? Die Teilnehmer hatten Gelegenheit, ihre persönlichen Erlebnisse mit Lust und Schuld im Bild darzustellen. Zum Thema wurden Collagen gefertigt, die dann auch aufgehängt wurden. Die Bilder beeindruckten durch ihre Ehrlichkeit. Es wurde Stellung bezogen zur Sexualität, dem Recht auf Liebe. Immer wieder wurden auch die Politiker angeklagt. Da wurden Ängste der Betroffenen deutlich vor einer politischen Ausgrenzung von HIV-Infizierten.


    Sabine Faber-Gretz hält die Treffen für enorm wichtig. Hier werde ein Forum geboten, aus der Isolation herauszukommen, auf neue Gedanken zu kommen und nicht zuletzt auch neue Kontakte und Freundschaften zu knüpfen.


  • 05.01.1996 Weihnachtsmarkt kommt Selbsthilfeverein zugute

    Schwarzwälder Bote 05.-07.01.1996

    Weihnachtsmarkt kommt Selbsthilfeverein zugute


    Der Weihnachtsmarkt im Gauselfinger WIR-Projekt war in mehrerlei Hinsicht ein Erfolg. Soviel Stände mit Kunsthandwerk wie diesmal gab es bei den Weihnachtsmärkten zuvor nicht. Und der Besucherandrang gab dem Konzept der Organisatoren Angelika Baldus und Andreas Grasse Recht. Dementsprechend hoch fielen die Einnahmen aus.

    Zehn Prozent des Erlöses sollte dem Selbsthilfeverein AktHiv+ für HIV-Infizierte und AIDS-Kranke zugute kommen. Die stattliche Summe von 2215 Mark überreichte kürzlich Angelika Baldus an die Vorsitzende von AktHiv+, Sabine Faber-Gretz (im Bild links) betonte, wie wichtig auch Geldspenden für den Selbsthilfeverein sind, denn: »Mit guten Worten allein ist nicht geholfen.«

    Eine Säule der Arbeit von AktHiv+ sind die regelmäßigen Treffen für Betroffene, bei denen über verschiedene Themen informiert wird, beispielsweise über den neuesten Stand in der Erforschung des AIDS-Virus, Behandlungsmaßnahmen oder Körperpflege.

    Foto: rtr 

  • 03.02.1996 Oliver Trautwein mit der Staufermedaille ausgezeichnet

    Badische Neueste Nachrichten v. 03.02.1996

    Oliver Trautwein in Huttenheim mit der Staufermedaille ausgezeichnet

    Statt Resignation anderen Hilfe gebracht

    Seit zehn Jahren HIV-infiziert / Als “Streetworker“ Solidarität gezeigt / Einsatz gewürdigt.


    Philippsburg-Huttenheim. „Sie können stolz sein auf ihren Sohn.“ Kürzer ist wohl noch keine Laudatio einer Ministerin ausgefallen. Ungewöhnlich war jedoch die ganze Situation, wie Helga Solinger, Baden-Württembergs Sozialministerin, im Nachhinein befand.


    Am Krankenbett und im Kreise der Familie überreichte die Ministerin gestern Abend eine hohe Auszeichnung des Landes, die Staufermedaille, an Oliver Trautwein.

    Der Geehrte, 29 Jahre alt, ans Krankenbett gefesselt, gezeichnet, von Krankheiten, gegen die sich sein HIV-infizierter Körper wohl nicht mehr zur Wehr setzen kann. Die Ehrende daneben auf dem Sofa, Eltern, Schwestern und eine weitere Verwandte im Raum versammelt. Dazwischen Olivers Lebensgefährte. Der junge Huttenheimer ist homosexuell, seit rund zehn Jahren HIV-infiziert und seit kurzem schwer an Aids erkrankt.


    Selbst das Lächeln fürs obligatorische – in dieser Situation aber gewiss nicht selbstverständliche - Pressefoto fällt Oliver Trautwein schwer. Dabei ist beides untrennbar mit seinem Leben verbunden: Das Lächeln, der Lebensmut also, und der Blick in die Kameras, die Öffentlichkeitsarbeit. Gerade ein Twen geworden, mitten im Leben, resignierte Oliver keineswegs, nachdem er von seiner todbringenden Infizierung mit dem die Immunschwäche Aids hervorrufenden Virus erfahren hatte.


    Im Gegenteil: Oliver Trautwein gab sich einen Ruck, stellte sein Leben fortan in den Dienst der Bekämpfung der Verbreitung von Aids, mühte sich - lange unentgeltlich - um ebenfalls HIV-Infizierte und Aidskranke.

    Dabei bediente sich der lebensfreudige junge Huttenheimer der Medien, stellte sich der Öffentlichkeit und wurde bekannt als unermüdlicher „Kämpfer für Toleranz und Solidarität gegenüber und mit den Betroffenen“, wie es Helga Solinger ausdrückte.

    Ehrenamtlich in der Aids-Initiative Karlsruhe, später als hauptamtlicher Aids-Streetworker im Gesundheitsamt Karlsruhe, mit der Gründung des Vereins „AktHiv+“ und des „Pflegeprojektes Aids“ zeigt Trautwein ein Engagement, wie es nicht nur Helga Solinger bei ihrem ersten Treffen mit dem Huttenheimer schon vor Jahren sogleich tief beeindruckte.


    „Seine Zielstrebigkeit, sein Organisationstalent, Ideenreichtum und Durchsetzungsvermögen bringt den Betroffenen Hilfe und trägt wesentlich dazu bei, ein öffentliches Tabu, das Schweigen über Aids, zu brechen“, würdigte die Sozialministerin Trautwein.

    Zur Zeit ruht sein Einsatz, zu sehr hat Aids seinen Körper geschwächt. Gestärkt indes hat er mit seiner Öffentlichkeitsoffensive nicht nur die HIV-Infizierten, eine Gruppe am Rande der Gesellschaft, sondern auch seine Familie. „Wir hatten es schon schwer im Dorf am Anfang, ganz zu schweigen von der innerfamiliären Situation“, sagen die Eltern. Ebenso wie Oliver halten sie den eingeschlagenen Weg für den richtigen. „Wir haben von ihm gelernt. Und viele Betroffene von ihm profitiert, von seiner Kraft, die er nun ganz für den Kampf gegen seine eigene Krankheit braucht.

    Thomas Hornung

  • Langer Kampf gegen Aids. Oliver Trautwein in Huttenheim gestorben

    Langer Kampf gegen Aids. Oliver Trautwein in Huttenheim gestorben


    Philippsburg-Huttenheim (urs). Ein engagierter Kämpfer für die Belange der HIV-Infizierten ist tot. Am Dienstag starb in seinem Heimatort Huttenheim im Alter von 29 Jahren Oliver Trautwein an den Folgen von Aids.


    Erst vor kurzem war er mit der Staufermedaille des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet worden, die er für seinen unermüdlichen Einsatz für die Aufklärung über die Krankheit erhielt.


    Oliver Trautwein war seit rund zehn Jahren HIV-infiziert, legte aber dennoch seine gesamte Kraft in die Bekämpfung der Krankheit und die Beratung von Risikogruppen.

    Als „Streetworker“ war er für die Aidsinitiative Karlsruhe unterwegs, klärte Homosexuelle in Lokalen über die Risiken und Möglichkeiten der Vorbeugung gegen eine HIV-Infektion auf. Er organisierte Benefizveranstaltungen mit Künstlern, war im IPE-Pflegeprojekt tätig, unterrichtete an der Zivildienstschule, hielt Beratungsstunden im Gesundheitsamt ab, suchte den Kontakt zu den Medien, um das Tabu über Aids zu brechen oder startete regelmäßig Aktionen, etwa zum Weltaidstag.


    „Oliver war ein außergewöhnlich engagierter, begabter und wertvoller Mensch. Sein Tod ist für uns ein sehr großer Verlust“, sagte Dr. Elisabeth Schacher, Abteilungsleiterin am Gesundheitsamt Karlsruhe, zuständig für die Aidshilfe. „Er hat stets sein eigenes Schicksal zurückgestellt, um den anderen zu helfen. Mit seinem Engagement hat er sicher andere Menschen vor dem gleichen Los, wie es ihn getroffen hat, bewahrt. “Dabei sei Oliver Trautwein stets ein geduldiger und freundlicher Mensch gewesen, der trotz seiner jungen Jahre sogar in der Sterbebegleitung von Aidskranken mit viel Einfühlungsvermögen tätig war.

  • 17.04.1996 HIV-Positive berichten " Vom Leben nach der Diagnose"

    Tagblatt (?) v. 17.04.1996

    HIV-Positive berichteten in lockerer Atmosphäre.

    Vom Leben nach der Diagnose


    Talkshow der Aids-Hilfe lockte rund 25 Gäste in die Reutlinger Volkshochschule

    REUTLINGEN (haa).

    Die Diagnose lautet: Krebs, unheilbar. Eine Krankheit mit unbestimmter Lebenserwartung. Niemand kann Ihnen sagen, wie lange noch. Aber kann das denn überhaupt jemand über sich selbst sagen, wie lange noch? Ihr Arbeitgeber entlässt sie mit einer Flasche Champagner: „Genießen Sie die Zeit, die Ihnen noch bleibt.“ Als nächstes verlieren Sie Ihre Wohnung, und plötzlich finden Sie keinen Zahnarzt mehr, der bereit ist, Sie zu behandeln. Und alles nur, weil sie so ehrlich waren zu sagen: „Ich habe Krebs.“


    Undenkbar? Einige Menschen, auch in den Kreisen Reutlingen, Tübingen und Stuttgart, machen genau diese Erfahrung – täglich. Weil sie sich zu einer Virusinfektion bekennen, die - im Gegensatz zu Krebs - immer noch mit einem gesellschaftlichen Makel behaftet ist: Die Rede ist von HIV-Positiven, und das Krankheitsbild, zu dem diese Infektion führt, heißt Aids.

     

    René Christ, Präventionsmitarbeiter der Aids-Hilfe Baden-Württemberg aus Stuttgart und HIV-positiv, sowie Sabine Faber, Mitbegründerin von AktHiv+ e. V. in Gauselfingen, ebenfalls infiziert, mussten diese und ähnliche Erfahrungen schon sammeln. “Bei einer von TAGBLATT Mitarbeiterin Beate Rau moderierten Talkshow in der Reutlinger Volkshochschule, Auftakt einer Veranstaltungsserie anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der Aids-Hilfe Tübingen-Reutlingen, berichteten sie am Montag bereitwillig und in lockerer Stimmung von ihrem Leben seit der Diagnose.

    René Christ, in seiner charmant witzigen Art, erzählt im Plauderton davon, dass „der Meteorit Aids in den Herrenberger Textilladen gedonnert ist“, in welchem er damals beschäftigt war. Er nennt diesen Tag seinen „zweiten Geburtstag“, dreht sich doch seit damals sehr vieles in seinem Leben um die Krankheit. Mit diesem Bewusstsein „lernt man leben und sterben“, sagt er.


    Sabine Faber wird in ihrer ländlichen Umgebung weniger häufig mit der Krankheit konfrontiert. „Aids“, meint sie, „ist in der Stadt mehr Thema als auf dem Land.“ Allerdings habe sie sich bisher auch nicht so offensiv „geoutet“ wie Christ, für den es, wie die rund 25 Zuschauer erfahren, nichts »Schlimmeres gibt, „als sich verstecken zu müssen“. Dennoch hat die Infektion auch Fabers Leben verändert. Angesteckt über eine von mehreren Leuten benutzte Fixernadel, hat ihr „der Virus den Weg gezeigt, mit den Drogen aufzuhören”.


    Ein weiterer Gesprächsteilnehmer, Sebastian Hambrecht, Krankenpfleger und ehrenamtlicher Betreuer der Aids-Hilfe, möchte die Arbeit mit den HIV-Positiven nicht missen. „Ich habe in der Aids-Hilfe ein enormes Engagement gesehen. Durch eigenes handfestes Zupacken kann man etwas sichtbar verändern.“ Er arbeitet am liebsten als „Buddy“, was nichts anderes bedeutet, als eine freundschaftliche Beziehung zu HIV-Positiven aufzubauen und diese Beziehung durch Höhen und Tiefen bis zum Ende aufrechtzuerhalten. Er habe es satt, erklärt er, dass vermeintlich Außenstehende über die Infizierten redeten, als seien diese sterblich und alle anderen unsterblich.


    Elisabeth Neuner-Götz, Ärztin und Aids-Fachkraft im Gesundheitsamt Reutlingen, die etwa zweimal im Jahr Testkandidaten einen HIV-Positivbefund verkünden muss, weiß: „Ohne die Aids-Hilfe wäre ich arm dran.“ Ist doch dieser Verein das einzige echte Hilfsangebot für die Betroffenen. Wie René Christ führt sie Informationsveranstaltungen zur Prävention und gegen die Vorurteile und Ängste der Allgemeinheit durch.


    Gerade in Schulen tut Aufklärung Not. „Für viele Schüler“, so Christ, „bin ich so etwas wie ein lebender Leichnam.Wenn die dann nachher kommen und mir die Hand geben, habe ich unwahrscheinlich viel erreicht.“ Dennoch haben viele Schulen und Eltern noch große Vorbehalte gegen solche Veranstaltungen. Da kam es vor, dass Christ dem Rektor einer Schule schriftlich bestätigen musste, „dass keine Ansteckungsgefahr für die Schüler bestanden habe“. Oft ist bei Elternabenden die Homosexualität des Referenten Hauptthema. Christ: „Die glauben, dass ich aus ihren Kindern lauter Schwule und Lesben mache.“


    Angesichts der Tatsache, „dass sich immer noch Menschen mit dem HI-Virus infizieren, an Aids erkranken und sterben“, ist das Jubiläum für Jürgen Bein von der Aids-Hilfe Tübingen-Reutlingen jedenfalls „kein Grund zum Feiern“. Eine größere Offenheit der Allgemeinheit für die Problematik, so auch Moderatorin Beate Rau in ihrem Schlusswort, ist dringend erforderlich.

  • 17.04.1996 „Wir müssen Berührungsängste im öffentlichen Bewußtsein abbauen“ Podiumsdiskussion zum Thema AIDS

    Reutlinger Tagblatt 17.04.1996

    Wir müssen Berührungsängste im öffentlichen Bewußtsein abbauen“

    Podiumsdiskussion zum Thema AIDS — Zwischen Großstadt und Provinz


    Von unserer Mitarbeiterin Verena Sautter

    REUTLINGEN. Zehn Jahre AIDS-Hilfe Tübingen-Reutlingen. Eigentlich kein Grund zum Feiern, aber Grund genug, mit einem geballten Veranstaltungsprogramm

    anzutreten, um die Immunschwäche ins öffentliche Bewusstsein zu rufen.

    Mit einer Ausstellung, in der HIV-infizierte Junkies ihre Ängste und ihre Auseinandersetzung mit der Krankheit und dem Sterben in malerischer Form verarbeiten und einer Podiumsdiskussion wurde die Veranstaltungsreihe am Montag Abend eröffnet.


    René Christ, Präventionsmitarbeiter der AIDS-Hilfe Baden-Württemberg und HIV-positiv, Elisabeth Neuner-Götz, Ärztin und Aids-Fachkraft im Gesundheitsamt, Sebastian Hambrecht, Krankenpfleger und ehrenamtlicher Betreuer der AIDS-Hilfe Tübingen und Sabine Faber, Mitbegründerin von „AktHiv“ in Gauselfingen, selbst HIV-positiv, machten mit der Moderatorin Beate Rau auf die mannigfaltigen Probleme aufmerksam, auf die ein „Positiver“ stößt – auf Ablehnung, auf Diskriminierung, aber auch auf offene Arme - zumindest bei einigen wenigen.


    „Ich bin HIV-positiv“ - wer sich damit outet, muss mit einer völlig veränderten Lebenssituation zurecht kommen. Ausgrenzung und Diskriminierung durch die Gesellschaft sind die eine Folge - dies wurde in der Diskussion klar. Und auch, dass jeder die Verantwortung vor allem für sich, aber - auch den anderen gegenüber wahrnehmen muss. „Nur wenn man auf sich selbst achtgibt, kann man verhindern, dass man sich ansteckt,“ appellierte der junge René Christ. „Schaut her, ich war ein dummer Trottel‚ ich hab’ kein Gummi benutzt.“


    Doch was geht in den Menschen vor, wenn sie das Resultat „positiv“ erhalten, das „gleich einem Meteoriteneinschlag“ auf sie hereinbricht? Nicht alle bewältigen es so wie Christ, der 27jährige Homosexuelle, der eben jenen Tag im Januar 1993 als seinen zweiten Geburtstag bezeichnet. Auch wenn mit seinem Entschluss, sich zu „outen“, die Probleme für ihn anfingen.

    Er hat zu seinem Lebensmotto gefunden: „Man steckt immer in der Scheiße, nur die Tiefe ändert sich - da habe ich das Rudern angefangen.“ Und seine Krankheit als Chance genutzt. „Man wird sich seiner eigenen Endlichkeit bewusst, der Tod ist.für mich präsent, jeden Tag.“ Er fand Halt in der Familie - und bereitet sich auf das Sterben vor.


    Genauso wie die Gauselfingerin Sabine Faber. Sie, die sich vor elf Jahren an einer Spritze infiziert hat, wagte zum ersten Mal den Schritt in die Öffentlichkeit. „Erstmal brach für mich die Welt zusammen, als ich davon erfuhr.“ Sie ging nach Indien. Dort hat sie zu sich gefunden, Überleben und Sterben gelernt. Jetzt lebt Sabine Faber auf dem Land und genießt die bessere Wohnqualität. Wenngleich sie nicht weiß, was passiert, wenn das Dorf erfährt dass sie infiziert ist und eines Tages auch bei ihr, die mit einem HIV-negativen Mann und zwei Kindern zusammenlebt, die Krankheit ausbrechen wird.

    Sie empfindet ihr Nachdenken über den Tod als eine Aufgabe, der sich jeder Mensch, auch der scheinbar gesunde, stellen muss.


    Auch in Reutlingen wird AIDS weitgehend tabuisiert - auch wenn hier - die Infizierungsrate bei Drogenabhängigen bei 50 Prozent liegt. Zum Vergleich: Im Bundesdurchschnitt beträgt sie 15 Prozent: Elisabeth Neuner-Götz, im Gesundheitsamt. für die AIDS-Beratung zuständig muss zweimal im Jahr Menschen mitteilen, dass ihr Testergebnis positiv ausfiel.

    Anders als im Krankenhaus speist sie ihre „Positiven“ aber nicht nur mit Sprüchen wie „Achten sie auf gesunde Ernährung und ein geregeltes Sexualleben“ ab, wie es Christ im Krankenhaus widerfuhr. Sie versucht, den Menschen praktikable Hilfestellung zu vermitteln - im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Denn sie hat nur eine Halbtagsstelle. „Ohne die AIDS-Hilfe wäre ich ganz schön aufgeschmissen,“ sagt sie.


    Die AIDS-Hilfe bietet vielfältige Hilfestellungen. Eine davon ist der „Buddy“, ein Synonym für den Freund, den Kumpel, der dem „Positiven“ in allen Lebenslagen unter die Arme greift. Sebastian Hambrecht ist ein solcher „Buddy“ und empfindet sein Aufgabenfeld als persönliche Bereicherung. „Ich habe in der Krankenpflegerschule so gut wie nichts über AIDS erfahren, wollte mehr wissen.“ So kam er zur AIDS-Hilfe.


    So wie für ihn ist auch für den Infizierten René Christ AIDS zu einem ganz normalen Thema geworden. Auch wenn der in seiner Aufklärungsarbeit immer wieder an Grenzen stößt. Beispiel Schule: Da darf er, der „lebende Leichnam“, wenn er die Schüler über die Immunkrankheit informiert, das Schamgefühl der Eltern nicht verletzen, darf zwar zeigen, wie man ‚Kondome benutzt, aber keine verteilen. „Das könnte ja als Aufforderung zum Geschlechtsverkehr verstanden werden,“ schmunzelt er. Nicht die Jugendlichen, sondern deren Eltern sind es, die Berührungsängste haben. „Schwul und dazu noch positiv, da glauben die Eltern, ihre Kinder könnten sich an_stecken.“


    Der Zahnarzt ist ein anderes Beispiel. „Ich‘ bin_zwei-, dreimal aus der Praxis geflogen, als ich dem Arzt erzählte, ich sei HIV-positiv,“ erzählt Sabine Faber.

    Auch Christ hat ähnliche Erfahrungen gemacht. Mittlerweile hat er einen Arzt gefunden, der ihn behandelt, allerdings bekommt er seinen Termin erst abends, wenn keine anderen Patienten mehr da sind - angeblich zu deren Schutz.


    Das soziale Netz ist ein weiteres Beispiel. Weil Christ im Krankenhaus getestet wurde, steht das Testergebnis in seinen Krankenakten. Damit konnte er sich sozial nicht mehr absichern. Selbst die Pflegeversicherung greift nicht, wie er am Beispiel von Freunden erfahren musste, die er bei ihrem Sterben begleitete. Und den jungen Kranken, die sich noch gesund im Sinne von arbeitsfähig fühlen, rät das Arbeitsamt lapidar zur Frührente - weil sie nicht mehr vermittelbar sind.


  • 17.04.1996 Bilder zwischen Leben und Tod

    Schwäbisches Tagblatt17.04.1996

    Bilder zwischen Leben und Tod

    Unter dem Motto „Zwischen Leben und Tod“ zeigt eine Ausstellung in der Reutlinger Volkshochschule von HIV-Positiven gemalte Bilder.

    Die Exponate, deren Urheberinnen und Urheber zum Teil bereits an Aids verstorben sind, zeigen in eindrucksvoller Weise die Verzweiflung' und Hoffnungen der Betroffenen.


    Der Stuttgarter Seelsorger Petrus Ceelen hat die Sammlung (hier „Mann O Mann“ von der 24jährigen Natalie) im Laufe mehrerer Jahre zusammengestellt. Oft spiegelt sich in den. Bildern das Sterben sehen von Freunden und Verwandten. Andererseits eröffnet das Leben im Bewusstsein des Todes auch eine ganz

    neue Sicht auf die sonst wenig beachteten Schönheiten. des Augenblicks: den Anblick einer Blume etwa oder eines Baumes. Dieser ungewöhnliche Einblick. in das Leben mit einer unheilbaren Krankheit ist noch bis zum 11. Mai während der Öffnungszeiten der Volkshochschule zu sehen.

  • Medikamente *

    Wirkstoff Ritonavir(PI) erhält die Zulassung in den USA [102] und Europa. [6] als Kombinationspräparat in z.B. Kaletra®, Norvir®, Paxlovid®.


    Hivid, Wirkstoff Zalcitabin(NRTI), in den USA mit Zidovudin(NRTI) als Kombinationstherapie zugelassen.[55]


    Evirapin(NNRTI) wird der erste Vertreter der Nichtnukleosidischen Reverse-Transkriptase-Inhibitoren zugelassen.[6]


    Epivir®, Wirkstoff Lamivudin(NRTI), Zulassung in der EU 1996.[20]


    Viramune® , Wirkstoff Nevirapin als erster Vertreter der Nicht-nukleosidale Reverse Transkriptase-Hemmer(NNRTI), in den USA zugelassen.[71][102] und Zulassung in der EU 1996.[20] 


    Crixivan®, Wirkstoff Indinavir(PI), Zulassung in den USA [102] als Bestandteil in einer Kombinationstherapie.[71] und der EU.


    Rescriptor, Wirkstoff Delavirdin(NNRTI) darf in den USA verschrieben werden, erhält aber keine Zulassung  in Europa.

  • Organisationen

    Schaffung UNAIDS

    Das 1994 geschaffene „Global Program on HIV/AIDS“ wird von den Vereinten Nationen in die UNAIDS (Joint United Nations Programme on  IV/AIDS)überführt.[4]

    UNAIDS will weltweit koordiniert gegen die HIV-Epidemie vorzugehen und die verschiedenen Aktivitäten zur Eindämmung der Epidemie zu steuern. Das übergeordnete Ziel ist, die  Verbreitung von HIV und AIDS zu stoppen, die Behandlung und Betreuung der Menschen mit HIV zu verbessern und die gesellschaftlichen und persönlichen Folgen der Epidemie zu mildern. Dafür wurden für 2020 die 90-90-90-Ziele entwickelt: 90 Prozent der Menschen mit HIV sollen von ihrem HIV-Status wissen, 90 Prozent davon eine antiretrovirale Therapie erhalten und davon soll wiederum bei 90 Prozent die Viruslast unter der Nachweisgrenze liegen.[152]


    UNAIDS sammelt und veröffentlicht ebenso weltweite Daten und Statistiken zu HIV und AIDS.[2]


    Die "Deutsche AIDS-5tiftung" und die "Nationale AIDS-Stiftung" schließen sich zur "Deutsche AIDS-Stiftung" zusammen.[143].


    11. Auf der Welt-AIDS-Konferenz in Vancouver.[10] wird der medizinische Durchbruch für die Behandlung in Form von hochwirksamen antiretroviralen Kombinationstherapien gefeiert.

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