Paul Edmonts, der „City of Hope-Patient“ als 5ter Mensch von HIV geheilt.
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Die Chronik. 30 Jahre aktHivplus
Anlässlich des 30-jährigen Bestehens finden Recherchen zur Geschichte des Vereins statt.
Die noch vorhandenen Materialien -vorwiegend Zeitungsartikel- finden Eingang in die Webseite zur Chronik bzw. Timeline.
Parallel dazu stellen Beiträge zu den Themen "Schlagzeilen, Politik, Medizin, Zahlen" das Vereinsgeschehen in Kontext zur Zeitgeschichte.
In einem Festakt wird die Ausstellung zu unserer Vereinsgeschichte präsentiert.
In der »Pride-Night« im Badischen Staatstheater in Karlsruhe wird der Verein anlässlich seines 30-jährigen Bestehens geehrt.
Der „City of Hope-Patient“ 5ter Mensch von HIV geheilt.
Die Transplantation spezieller Stammzellen hat einen weiteren Patienten wahrscheinlich sowohl von Leukämie als auch von seiner HIV-Infektion geheilt. Es sei der älteste Mensch bisher, bei dem dies gelungen sei, teilte die Krebsklinik City of Hope in Duarte (Kalifornien) mit.
Der mittlerweile 68-jährige Paul Edmonds aus Desert Springs sei der fünfte Mensch weltweit, bei dem eine kombinierte Therapie sowohl den Blutkrebs als auch das Virus zurückdrängte.
Bis zu der Behandlung war Edmonds über 30 Jahre lang mit dem Virus infiziert.
Er erhielt eine Blutstammzell-Transplantation mit Stammzellen eines nicht verwandten Spenders mit einer sehr seltenen Mutation des CCR-5-Gens. Hier fehlt ein Teil des CCR5-Gens mit der Folge, dass die HI-Viren nicht an die Wirtszellen amdpcken können. Er habe vor fast drei Jahren aufgehört, antiretrovirale Therapien gegen HIV zu nehmen. hieß es weiter. Der Fall zeige, dass es möglich sei, mit dem Stammzell-Ansatz auch bei höherem Alter der Patienten und nach einem langjährigen Leben mit HIV Erfolge zu erreichen.[95]
Der zweite Berliner Patient
Der Charité ist es nun ein zweites Mal gelungen, bei einem Menschen sowohl eine akute myeloische Leukämie (AML) als auch eine HIV-Infektion erfolgreich zu therapieren.
Bei dem zweiten Berliner Patienten, der weltweit als der 6te von HIV-geheilte Patient gilt, ist seit mehr als fünf Jahren trotz fehlender antiviraler Therapie kein HI-Virus mehr nachweisbar.
Wie bereits bei anderen als von Leukämie und HIV geheilten Personen wurden Stammzellen einer gesunden Person auf den erkrankten Menschen übertragen und damit praktisch sein Immunsystem ausgetauscht.
Dafür wurden bisher Stammzellspender mit der seltenen sogenannten Delta-32-Mutation des CCR5-Rezeptors gesucht und gefunden. Hier kann das HI-Virus aufgrund des geänderten CCR5-Rezeptors nicht andocken. Damit wird die Person natürlicherweise immun gegen HIV. Infrage kommt eine Stammzelltransplantation nur für jene Patient:innen, die zusätzlich zur HIV-Infektion auch an bestimmten Formen von Blut- oder Lymphknotenkrebs erkranken und bei denen sich diese Krebserkrankung nicht allein mit einer Strahlen- oder Chemotherapie eindämmen lässt. Der heute 60-Jährige war 2009 positiv auf HIV getestet worden, 2015 wurde zusätzlich eine AML diagnostiziert.
Das Besondere ist nun, dass es für die Stammzellspende keine geeignete HIV-immune Person gefunden werden konnte.
Es wurde jedoch eine Spenderin ausfindig gemacht, die auf ihren Zellen nicht ausschließlich nur die mutierte Version des CCR5-Rezeptors trug, sondern sowohl die gesunde als auch die mutierte Version des CCR5-Rezeptors (heterozygot). Dies verleiht allerdings erstmals keine Immunität gegen das HI-Virus.
Der Patient setzte 2018 aus eigenen Stücken die empfohlene antivirale Therapie ab, in den umfassenden Nachuntersuchungen konnte man aber keinerlei Hinweise auf Virus-Reste finden. Auch Krebszellen sind nicht nachweisbar. Dies deutet darauf hin, dass das HI-Virus aus dem Körper des Patienten tatsächlich komplett entfernt werden konnte und er deshalb als von seiner HIV-Infektion geheilt angesehen wird.
Diser Befund ist für die Mediziner überraschend. Bisherige Stammzelltransplantationen ohne immunen Spender führten dazu, dass sich das HI-Virus nach wenigen Monaten wieder vermehrte.
Eine HIV-Heilung scheint damit trotz funktionierender Andockstelle möglich. Mit dem Austausch des Immunsystems wurden wohl offenbar alle Virus-Verstecke zunichte gemacht, sodass das HI-Virus die gespendeten, neuen Immunzellen nicht mehr infizieren konnte.
Die Mediziner müssen noch untersuchen, welche Faktoren zur Entfernung aller HIV-Verstecke beigetragen haben.
Während das Virus sich bei vergleichbaren Fällen das Virus wieder vermehrte, aber hier nicht, ist noch unklar.
Möglicherweise hat die Geschwindigkeit mit der das neue Immunsystem das alte ersetzt einen Einfluss. Hier war dies mit unter 30 Tagen vergleichsweise schnell abgeschlossen. Vielleicht sorgen aber auch besonders aktive natürliche Killerzellen dafür, dass schon eine geringe HIV-Aktivität erkannt und beseitigt wird.
Wenn auch eine "halbe" Mutation der CCR5-Rezeptoren zur Heilung führen kann, wäre dies eine deutliche Verbesserung der Heilungschancen. Nur etwa ein Prozent der europäischstämmigen Bevölkerung hat ausschließlich nur mutierte CCR5-Rezeptoren, jedoch rund 16 Prozent sowohl normale als auch die mutierten Rezeptoren.
Als sicher von HIV geheilt galten bisher fünf Personen: Timothy Ray Brown (erster Berliner Patient, Publikation 2009), Adam Castillejo (Londoner Patient, Publikation 2019), Marc Franke (Düsseldorfer Patient, Publikation 2023), die New Yorker Patientin (Publikation 2023) und Paul Edmonds (City of Hope Patient, Publikation 2023).
Der Genfer Patient, der eine Stammzellspende einer Person mit ausschließlich funktionierendem CCR5-Rezeptor erhielt, wurde 2023 auf der Welt-Aids-Konferenz vorgestellt; aufgrund einer recht kurzen Nachbeobachtungszeit wird unterschiedlich bewertet, ob er von seiner HIV-Infektion sicher geheilt ist. Zählt man ihn mit, handelt es sich beim zweiten Berliner Patienten um die siebte HIV-Heilung weltweit.[100]
EDURANT® PED, Wirkstoff Rilpivirine PED, Anwendung bei Kindern, Zulassung USA.[102]
In Studie: Islatravir + Lenacapavir Kombi wöchentl.[21]
In Studie: Phase III Lenacapavir + Bictegravir.[21]
In Studie Pifeltro® (Wirkstoff Doravirin) + Islatravir.[21]
In Studie bnAbs (Broadly neutrlizing Antibodies), z.B. 6-monatl. Infusion Teropavimab oder Zinlirvimab, beide mit Lenacapavir subkutan.[21]
Lieferengpass laut RKI für die PrEP´-Wirkstoffkombination Emtricitabin/Tenofovirdisoproxil. Ca. 40.000 PrEP-Nutzer Ende 2023 bundesweit.[64]
Das halbjährlich als Spritze gegebene Lenacapavir senkte in einer Studie das HIV-Risiko von (cis-)Frauen um 100 Prozent.Die Schutzwirkung von Lenacapavir als PrEP ist laut Hersteller GILEAD noch besser als bei den Wirkstoffkombinationen Tenofovirdisoproxil (TDF) oder Tenofoviralafenamid (TAF) plus Emtricitabin (FTC) in Tablettenform. Lenacapavir ist in D bisher nur zur Behandlung für Menschen mit HIV zugelassen, die aufgrund von Resistenzen kaum andere Behandlungsmöglichkeiten haben, also nicht zur HIV-PrEP. Lenacapavir wurde in den USA 2022 zugelassen. In Deutschland vertreibt GILEAD das Mittel nicht, da der erwartete Preis für den Hersteller zu niedrig sein würde. In den USA wird Lenacapavir für rund 40.000 Dollar pro Person und Jahr verkauft. Gilead könnte das Medikament für um die 40$ produzieren, wenn es 10 Millionen Personen zur Verfügung gestellt würde.[145]
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