Die Chronik. 30 Jahre aktHivplus
Hypothese HI-Virus Spillover vom Schimpansen auf den Mensch:
Forscher sehen die “Cut-Hunter-Hypothese" als Ursprung des HI-Virus als sehr wahrscheinlich an. Demnach kam es 1910 -plus/minus 20 Jahre- zu einem sogenannten “Spillover” – einer Übertragung von Viren zwischen verschiedenen Spezies, in diesem Falle von Schimpansen auf den Menschen. Man geht davon aus, dass bei der Jagd das SIV (Simianes Immundefizienz Virus) von einem Primaten auf den menschlichen Jäger (hunter) übertragen wurde, etwa durch einen Biss oder eine Schnittwunde (cut). Da es im Menschen verschiedene HIV-Stämme gibt, wird sogar davon ausgegangen, dass diese Übertragung zwischen diesen Spezies mehr als einmal vorkam.[2]
Vermutet wird, dass der Spillover in der Region Westafrika geschehen ist,[4] in Kamerun.[144]
Von Kamerun aus wurde HIV zunächst langsam von einer Person zur nächsten übertragen, bis es schließlich in Léopoldville, heute Kinshasa, der Hauptstadt des Kongo ankam.[144]
HI-Virus für 1959/60 nachgewiesen
Die Forscher rekonstruierten den Ausbreitungsweg anhand zwei in Paraffin konservierten Gewebeproben. Beide Proben sind HIV-positiv und stammten aus der Region Kinshasa aus den Jahren 1959 und 1960. Sie stellen damit die ältesten nachgewiesenen HIV-Infektionen dar. Eine genetische Analyse der Proben im Jahr 2008 ergab, dass das Virus schon 40 Jahre oder länger in Kinshasa kursierte, also mindestens seit den 1920erJahren.
Zwischen 1920 und 1960 wuchs die Bevölkerung von Léopoldville sprunghaft von ungefähr 20.000 auf mehr als 400.000. Das Virus setzte sich hier fest. Das Virus wurde damals wie heute durch ungeschützte intime Kontakte und das Wiederverwenden gebrauchter Spritzen und Nadeln übertragen.
Von Afrika in die westliche Welt
Es wird angenommen, dass das Virus in den 1960er-Jahren von Afrika nach Haiti gelangte. Da viele Einwohner Haitis im Ausland arbeiteten, gelangte es von dort aus in die westliche Welt.
Drei frühe dokumentierte AIDS-Fälle mit Todesfolge sind die eines Jugendlichen aus Missouri, eines Norwegers, der zur See fuhr, und einer in Zaire arbeitenden Ärztin. Die behandelnden Ärzte hoben Proben der Obduktionen auf. So konnte später nachgewiesen werden, dass alle drei mit HIV infiziert waren.[144]
Von Haiti nach New York um 1970
Wissenschaftler der University of Arizona untersuchten mehr als 2000 Blutproben aus den Jahren 1978 und 1979. Die Proben stammen von bi- und homosexuellen Männern aus New York und San Francisco, die im Rahmen von Hepatitis-B-Studien untersucht wurden. Das Team konnte aus acht dieser alten Proben das Erbgut der damaligen HIV-Erreger rekonstruieren.
Zu ihrer Überraschung stellten die Forscher zwischen den ermittelten Viren große genetische Unterschiede fest. Daraus schlussfolgerten sie, dass der Erreger zum Zeitpunkt der Blutentnahmen schon länger in der Bevölkerung im Umlauf gewesen sein musste. Andernfalls wäre der Unterschied geringer ausgefallen. Der Virus musste also bereits um 1970 nach New York gelangt sein.
Die rekonstruierten Erreger stammten von Virusvarianten aus Haiti ab, von wo aus der Virus nach New York gelangt sei. 1975 sei er dann in San Francisco angekommen.[99]
In den Vereinigten Staaten konnte sich das Virus etwa ein Jahrzehnt unbemerkt verbreiten, bevor Anfang der 80er Jahre gehäufte Fälle der Immunschwäche AIDS die Aufmerksamkeit von Ärzt:innen, Wissenschaftler:innen und der Bevölkerung erregten.[2]
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