Die bisher unter dem Namen „Posithiv-Treff“ agierende Organisation gründet den neuen Verein „Akthiv+ e.V. [24]
Die Chronik. 30 Jahre aktHivplus
Die bisher unter dem Namen „Posithiv-Treff“ agierende Organisation gründet den neuen Verein „Akthiv+ e.V. [24]
Schwarzwälder Bote v. 28.09.1994
Im Gauselfinger "Wir-Projekt" wurde am Montag abend die Ausstellung »Zwischen Leben und Tod« eröffnet. sb-Foto: uws
AN DER PODIUMSDISKUSSION 24.09.1994 zum Thema Aids und Ansteckung sprachen Schirmherr Dr. Paul Stefan Mauz, Moderator Oliver Trautwein, Rene Christ und Bürgermeister Beck. Foto: bad
René Christ, Mitarbeiter der Aids-Hilfe Baden-Württemberg und selbst infiziert, referierte bei der Aufklärungsveranstaltung im Burladinger Jugendzentrum. "Anderes Gesicht von Aids vermitteln".
Schwarzwälder Bote v. 23.09.1994 sb-Foto: uws
Hohenzollerische Zeitung v. 23.09.1994
„Es gIbt keine Krankheit vor der man sich besser schützen kann“
AIDS-ERKRANKT und von ungebrochener Zuversicht ist René Christ. Foto: re
Bürgermeisterin Müller-Trimbusch spricht mit Aidskranken. Im Bild Oliver Trautwein (3.v.r.)
Foto: Andreas Weise
Hohenzollerische Zeitung v. 17.09.1994
„Wie kannst du überhaupt noch lachen?“
Foto: re
Wut- und Trauermarsch 10.09.1994 mit René Christ (Fahnenträger Bildmitte) und Oliver Trautwein (2te Reihe, 2ter v.r.echts) in Stuttgart.
Oliver Trautwein auf dem Wut-
und Trauermarsch 10.09.1994
in Stuttgart
"PositHiv-Treff" (später AktHiv+)
Petition von Positiven abgelehnt.
Drastische Gegenmaßnahmen bei Totalabsage geplant
Der Landtag von Baden-Württemberg hat die Petition (11/1589, Mai 1993) von 30 Positiven und über 1.300 Unterstützern bzgl. Finanzierung der Landesweiten Positiventreffen BaWü ("Posithiv-Treff in Südwest") abgelehnt. Das Parlament folgte der Argumentation des Sozialministeriums, dass die AIDS-Hilfen in Ba-Wü genügend Landesmittel (DM 728.000,-- für 11 Vereine) bekämen, um die Treffen aus eigener Tasche zu bezahlen. Einschränkend wurde hinzugefügt, dass die verplanten Mittel für Öffentlichkeitsarbeit und Wohn-/ Pflegeeinrichtungen im AIDS-Bereich -sofern sie nicht vollständig verbraucht seien- am Jahresende nach Prüfung möglicherweise für die Treffen verwendet werden könnten.
Die Enttäuschung im Posithiv-Team ist groß.
Mit gleichem Datumsstempel ging ein Schreiben des Sozialministeriums und der CDU-Fraktion ein, in dem darüber informiert wurde, dass die Projektanträge auf Förderung der "Landesweiten Positiventreffen" geprüft werde
Die AIDS-Hilfe Ba-Wü hatte auf Vorschlag des Posithiv-Teams im Juni (neben der Petition der Positiven) einen Antrag auf Projektförderung gestellt. Vgl. Artikel i.d. HZ vom 06.06.94.
Sollte das Ministerium vor den Beschluss des Haushaltsplanes 1995 die Projektanträge auch abschmettern, beabsichtigen Mitglieder des Posithiv-Teams drastische Gegenmaßnahmen zu ergreifen.
Die ersten Vorbereitungen sind im Gange, eine Mahnwache oder sogar einen Hungerstreik von Positiven vor dem Parlament während der Dauer der Haushaltsverhandlungen abzuhalten.
Eine genaue Information ergeht vorher rechtzeitig an die DAH und alle Landesverbände sowie Presseorgane.
Die Beiräte/innen werden gebeten diese Information an ihre regionalen AIDS-Hilfen und Positivengruppen weiterzuleiten, damit jetzt schon Unterstützungsbriefe und -maßnahmen für den konkreten Fall überlegt werden können.
Selbstverständnis von AktHiv+ e.V.
#Vorwort
AktHiv+ e.V. versteht sich als landesweiter Zusammenschluss von Menschen mit HIV/Aids und deren Partner/-in in Baden-Württemberg. Er organisiert mehrmals im Jahr landesweite Treffen von Menschen mit HIV/Aids in Baden-Württemberg (Gesundheitsworkshops) und betreibt Öffentlichkeitsarbeit. Er vertritt die Interessen seiner Mitglieder und der Teilnehmer/-innen der landesweiten Positiventreffen gegenüber Politik und Presse.
# Staatliche Aids-Politik
Wir wenden uns gegen politische Zwangsmaßnahmen bei HIV/Aids und lehnen insbesondere die Anwendung des Bundesseuchengesetzes ab. Wir treten ein für ein offenes und repressionsfreies politisches Klima, das eine Integration von Betroffenen in die Gesellschaft fördert.
# Förderung der Selbsthilfe
Auf den Gesundheitsworkshops zeigen wir Möglichkeiten zur Selbsthilfe bei HIV/Aids auf und ermutigen andere Betroffene, diese auch in ihrem Alltag zuhause zu verwirklichen. HIV-positive und an Aids-erkrankte Menschen sollen befähigt werden, ihre Probleme aufgrund der Immunschwäche selbstbewusst und kompetent lösen zu können.
Der Erfahrungsaustausch unter uns Betroffenen kann durch keine psychosoziale oder psychotherapeutische Beratung ersetzt werden. Der Staat bleibt daher in der Pflicht, diesen Selbsthilfeansatz von AktHiv+ weiterhin finanziell zu unterstützen. (Förderung der Landespositiventreffen).
# Selbstbestimmung
Der Verein tritt ein für ein selbstbestimmtes Leben und das Recht auf eigenverantwortliches Handeln. Er wendet sich insbesondere gegen Versuche der Bevormundung seitens staatlicher oder privater Institutionen im Aids-Bereich.
# Mitbestimmung
Wir streiten für ein Mitbestimmungsrecht von Positiven in allen Bereichen, die Menschen mit HIV/Aids berühren. Als Betroffene ist es für uns absolut inakzeptabel, dass z.B. im medizinischen Bereich Studien ohne vorherige Beteiligung von Betroffenen geplant und durchgeführt werden.
Auch Gesetzentwürfe und staatliche Maßnahmen zu HIV/Aids, die ohne Anhörung von Betroffenen zustande kommen, entbehren grundsätzlich ihre Berechtigung, sachgerecht und sinnvoll sein zu wollen.
# Aufklärung und Information
AktHiv+ informiert Betroffene auf den Gesundheitsworkshops zu medizinischen, sozialen, rechtlichen und gesellschaftspolitischen Fragen bei HIV/Aids. Wir setzen uns dafür ein, dass diese Informationsangebote zu Themen, die Betroffene direkt betreffen, auch vor Ort entstehen.
Die etablierten staatlichen und freien Aids-Beratungsstellen sind aufgefordert, hier endlich mehr Engagement zugunsten von Betroffen zu zeigen und spezifische Angebote zu schaffen.
# Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Als Verein von Betroffen suchen wir den Kontakt zu Presse und Öffentlichkeit, um durch Berichte und Interviews ein gesellschaftliches Klima zu fördern, dass es allen HIV-positiven Menschen ermöglicht, offen positiv in der Gesellschaft leben und sterben zu können.
Wir lehnen eine Berichterstattung in Presse und Medien ab, die nur darauf abzielt, die Würde von Betroffenen zu verletzen, eine Panik zu schüren und/oder falsche Informationen zu Aids zu verbreiten.
So rechtfertigen merkantile Interessen zur möglichen Steigerung der Auflage nicht, auf eine sorgfältige journalistische Recherche bei Berichten über Menschen mit HIV/Aids zu verzichten.
AktHiv+ e.V. (1994. Genaues Datum unbekannt)
19.05.1994 Schwarzwälder Bote
Mit Markus Commerçon über Aids sprechen
Der Autor liest im Gauselfinger Wir-Projekt
Burladingen. Am Samstag, 4. Juni, liest Markus Commerçon aus seinem Buch »Aids: Mein Weg ins Leben«, im Gauselfinger Wir-Projekt.
Der 30jährige ist schwul und an Aids erkrankt. Mit seiner Biografie ermutigt er, dass es sich lohnt, zu kämpfen und neue Wege zu beschreiten. Sein Buch gibt Einblick in ein Leben, das nicht nur Sterben und Tod bedeutet, sondern auch Hoffnung und Leben. Offen und schonungslos schreibt der junge Autor über seinen Weg aus der Anonymität. Er beendet das Versteckspiel, bricht sein Schweigen und somit viele gesellschaftliche Tabus.
Heute lebt Markus Commerçon in Ulm und ist erfolgreich in der Aids-Prävention tätig. Michael Steinbrecher, ehemaliger Moderator von »Doppelpunkt«, drehte 1994 einen dokumentarischen Fernsehfilm über ihn. Auch im Radio ist Markus des Öfteren zu hören, indem er den Zuhörern Rede und Antwort steht.
Im Gauselfinger Wir-Projekt, wo seit fünf Jahren Gesundheits-Workshops für, Menschen mit HIV und Aids stattfinden, ist der Autor längst kein Fremder mehr. Er gehört zum Organisations-Team dieser Workshops.
Im Rahmen eines solchen Seminars wird Markus Commerçon sein Buch vorstellen. Die Lesung beginnt um 16 Uhr, anschließend gibt es Gegrilltes und für den Besucher bietet sich die Gelegenheit, Fragen zu diesem brisanten Thema zu stellen. Denn Aids ist nicht nur die Sache von Homosexuellen, Prostituierten, Fixern und Blutern, Aids geht alle an.
Michael Steinbrecher: „Als ich das Manuskript gelesen hatte, war ich zunächst einmal sprachlos - so offen hatte er sein Leben beschrieben. Viele, die AIDS haben, werden sich in seinen Gedanken wiederfinden. Alle, die dazulernen wollen, haben reichlich Gelegenheit dazu. Markus Commerçon hat viel zu sagen, nicht nur zum Thema AIDS.”
Markus Commerçon, 1963-1996
Schwuler Bäckermeister aus dem Saarland. Mach seiner Erkrankung hielt er über 800 Vorträge für die AIDS-Hilfe Ulm, trat in Talkshows auf und verfasste die Bücher „Aids - Mein Weg ins Leben” und „Mut zum Träumen, Kraft zum Kämpfen - Leben mit Aids". Er prangerte die unzureichende Versorgung HIV-Infizierter und Aidskranker an und wurde als bis dahin Jüngster Träger 1994 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.[147]
Hohenzollerische Zeitung v. 06.06.1994
AIDS-Tagungen in Gauselfingen droht das Aus - Mit dem Federkiel dem Rotstift entgegen
Infizierte setzen sich für Erhalt der Treffen ein - Autorenlesung brachte Publikum
Burladingen-Gauselfingen. Seit fünf Jahren beherbergt das Gauselfinger „WIR-Projekt“ regelmäßig Tagungen AIDS-erkrankter Menschen. Bislang eher im Stillen versammelten sich Betroffene aus ganz Baden-Württemberg, um sich über neue medizinische Hilfen zu beraten, um sich den Frust von der Seele zu reden.
Jetzt kreist über den Fördermitteln für diese Treffen der Rotstift - für die Gruppe Grund, sich an die Öffentlichkeit zu wenden. Publikum verschaffte dem Kreis eine Autorenlesung, die am Wochenende im „WIR“ stattfand: Der AIDS-kranke Marcus Commerçon las aus seinem . Buch „AIDS - mein Weg ins Leben“.
Seit 1989 fanden die Treffen mehrmals jährlich in den Tagungsräumen des „Wir-Projektes“ statt. Etwa 30 Teilnehmer aus ganz Baden-Württemberg reisen regelmäßig nach Gauselfingen, um Fachvorträge von Sozialreferenten und Medizinern zu hören, um sich beraten zu lassen oder um mit Schicksalsgefährten über ihre Situation zu sprechen. Rund 10 000 ‚Infizierte leben im Land, viele von ihnen hinter einer Maske - Angst, entdeckt, angefeindet, gemieden zu werden, lässt sie über ihre Krankheit schweigen.
„Die elf Beratungsstellen im Land tun viel, sind aber nicht imstande alle Infizierte und Kranke zu erreichen, insbesondere nicht jene, die abseits der Städte leben“, erklärte gegenüber der René Christ, von der AIDS-Hilfe Baden-Württemberg (Pforzheim). Zwar, räumt René Christ ein, sei die Zahl der Teilnehmer in Gauselfingen klein, doch sei andererseits der Effekt vergleichsweise groß. Was in den Sitzungen vermittelt und ausgearbeitet wird, pflanzt sich durchs ganze Land fort, weiß der Berater aus Erfahrung.
Jetzt kreist über den Treffen - sie kosten jeweils um die 15.000 DM - der Rotstift, die Mittel für 1995 sind bedroht. Im März wandte sich deshalb das „Posithiv-Team“ an den Stuttgarter Landtag. In der Bittschrift‘ „Wir wollen überleben“ ersuchte man darum, die „gesundheitsfördernden Maßnahmen“ zu erhalten. Ein Besuch bei der Sozialministerin und bei den Fraktionen von SPD, CDU, FDP und Grünen sollte dem Schreiben zusätzliches Gewicht verleihen.
Einstweilen, so René Christ, habe man keinen Bescheid erhalten, sondern lediglich den Hinweis, die Gelder seien knapp. Um die Tagungen zu retten, wären die Organisatoren bereit, die Zahl von vier auf zwei im Jahr zu verkleinern. Die Möglichkeit, eine Absage zu erhalten, zieht man freilich in Betracht. So diente das letzte Treffen in Gauselfingen einerseits dazu, die Forderung. erneut zu unterstreichen, die Öffentlichkeit: zu. mobilisieren, und sie war andererseits ein erster Ansatz, selbst Gelder zu erwirtschaften.
So hatten die Herbergsväter vom „Wir-Projekt“ die Gaststättenpreise dieser Tage heraufgesetzt, der Gewinn geht zugunsten des nächsten Treffens.
Einen Besucherandrang bescherte am Samstag auch die Lesung des Ulmer Schriftstellers Marcus Commerçon.
Der Dichter, selbst an AIDS erkrankt las aus seinem Werk „AIDS - mein Weg ins Leben“ (Bekannt ist Commerçon durch Interviews in Funk und Fernsehen, sein Buch steht in den Handelslisten derzeit auf vorderen Plätzen). Die Episoden des todkranken, aber lebensfrohen Ulmers lösten im 80-köpfigen Publikum durchaus Betroffenheit aus - vor allem nachdem es im Vorfeld zu Unflätigkeiten gekommen war: Werbeplakate wurden dieser Tage mit Parolen überschmiert. „Ab in den Sarg“ lautete einer der Sprüche.
Klar zutage trat bei der Lesung in Gauselfingen, gegen wen sich solches Gesudel wendet: gegen jedermann.
Die Tagungen sind keine Treffen obskurer Randgruppen, von Fixern und Prostituierten, sondern mit dabei sind Kinder, Bluter, Heterosexuelle - jeder kann sich anstecken. „Und die Schwulen haben sich AIDS ganz bestimmt auch nicht gewünscht, das können Sie glauben“, merkt René Christ noch an. Das nächste landesweite Treffen soll in Gauselfingen im kommenden August stattfinden.
Artikel über den neuen Verein von Menschen mit HIV/AIDS "Akthiv+ e.V." für RAINBOW Stuttgart
(RAINBOW ist das Magazin der AIDS-Hilfe Stuttgart e.V.)
Akthiv+ e.V. Verein der landesweiten Treffen von Menschen mit HIV/AIDS in Baden- Württemberg
Gauselfingen, 21. Aug. 94 (ot)
Viele Menschen träumen von einer besseren Welt, doch nur wenige sind bereit, dafür auch etwas zu tun und mit ihrem Namen dafür einzutreten. Oft gibt es dafür auch vernünftige Gründe, dass man/frau sich nicht traut, öffentlich zu dem zu stehen, wofür man sich engagiert.
Die Angst vor Repressalien und Stigmatisierung kennt die Mehrheit von HIV-positiven Menschen sehr gut, doch viel zu viele lassen diese Angst zu sehr ihr Handeln bestimmen. Ein neuer Verein im AIDS-Bereich, AktHiv+ e.V. setzte hier ein ermutigendes Zeichen dagegen!
Was macht AktHiv+ ?
"AktHiv+ e,V.", schon der Name deutet auf eine engagierte lebendige Gruppe hin, steht für die landesweiten Positiventreffen Baden-Württemberg. Die Treffen von Menschen mit HIV/AIDS (Gesundheitsworkshops) gibt es seit 1988.
Aufgrund der weitgehenden Selbstbestimmung der Treffen und des Gefühls, selbst etwas für seine Gesundheit/Wohlbefinden zu tun, wurden sie unter Betroffenen immer populärer. Dass die Bedeutung der Treffen weit über den Wirkungskreis der AIDS-Hilfen hinausgeht, zeigt allein, dass ca. 1/3 der Erst-Teilnehmer überhaupt keinen Kontakt zu den AIDS-Hilfen hatten. Viele holen sich hauptsächlich hier ihre Informationen und Kontakte.
Pro Jahr können so mittlerweile über 140 HIV-positive und an AIDS erkrankte Menschen aus allen Betroffenengruppen erreicht werden. Spezifische Informationen, Kontaktmöglichkeiten, Erfahrungsaustausch und persönliche Hilfestellungen für schwule Männer, Ex-Drogenabhängige, Frauen, Bluter, Kinder und u.a. bilden den Kern der Treffen. Vorträge zu Medizin, Entspannung, AIDS-Politik, Recht, Selbsterfahrung und Stressreduktion umrahmen das ganze.
Die HIV-positiven Organisator/innen agierten bis 1993 weitgehend verdeckt unter dem schützenden Mantel der AIDS-Hilfe Baden-Württemberg e.V.
Obwohl sich in den letzten Jahren immer mehr Mitglieder des Orga-Teams wie Markus Commerçon, René Christ, Oliver Trautwein und Danja auch an die Presse wagten, galten die Positiventreffen in der Öffentlichkeit stets als ein Produkt der Beratungsstelle "AIDS-Hilfe"; und nicht Selbsthilfeprojekt. Die AIDS-Hilfe hatte bis dahin die unverkennbar wichtige Stellvertreter-Funktion (nämlich in der Öffentlichkeit als Träger der Treffen zu fungieren) wahrgenommen. Dies hat sich nun geändert.
Die Bedeutung des neuen Vereins.
Durch die Vereinsgründung schufen sich HIV-infizierte und AIDS-erkrankte Menschen in Baden-Württemberg selbst den Rahmen, um die Treffen in voller eigener Verantwortung durchzuführen. Mitarbeit bei AktHiv + e.V. heißt eben auch als Infizierter oder AIDS-Kranker erkennbar zu sein. Dieser Mut ist bewundernswert und verdient weiterhin die Unterstützung der AIDS-Hilfen, auch wenn es sich nicht mehr originär um ein Projekt der AIDS-Hilfe handelt.
Ein eigener Verein bedeutet mehr Handlungsfreiheit, aber auch mehr Pflichten. Und dass sich AktHiv + e.V. selbst um die Finanzmittel für die Treffen kümmern kann, bewiesen die Organisatoren bravourös. Im Zeichen des allg. Sozialabbaus und der Mittelkürzung gelang es ihnen, die Landesregierung dazu zu bewegen, in Form einer Umwegfinanzierung, die Treffen jährlich mit DM 33.000,-- zu unterstützen. Jede AIDS-Hilfe in Baden-Württemberg erhält ab 1995 DM 3.000,-- mehr, um dieses Geld an die Positiventreffen weiterzuleiten.
Was ist das besondere im Vergleich zu den AIDS-Hilfen?
Im Vergleich zu den AIDS-Hilfen, die als "Orte, wo Selbsthilfe stattfinden kann" zu bezeichnen sind, stellt AktHiv+ die Selbsthilfe per se dar. Denn hier engagieren sich nur infizierte Männer und Frauen sowie deren Partner/in (ohne durch die oft hilfreiche Zuarbeit von Sozialarbeitern und Psychologen). Denn klar ist auch, dass Informationen zum Leben mit HIV aus erster (betroffener) Hand, persönliche Erfahrungen sowie das Gemeinsamkeitsgefühl durch kein Studium der Sozialwissenschaften erlernt und daher auch nur sehr bedingt durch hauptberufliche AIDS-Berater weitergegeben werden kann. Die haupt- und ehrenamtlichen Helfer/innen in den AIDS-Hilfen sind nicht überflüssig geworden, doch stoßen damit an eine stets vorhanden gewesene Grenze ihrer Möglichkeiten, die sie ohne die Erfahrung "HIV-positiv" nicht überschreiten können.
Das bedeutendste an AktHiv + ist daher die Betroffenenkompetenz seiner Mitglieder, die sie makabererweise aufgrund der Erfahrungen, Einsichten, Schmerzen und Verluste durch HIV erworben haben.
Die Gründung von AktHiv + e.V. fand vor allem bundesweit Beifall (Glückwünsche kamen von der Deutschen AIDS-Hilfe e.V.; Positiv e.V., Göttingen; Hess. Positiventreffen, u. a.), während im Ländle die AIDS-Hilfen leider zurückhaltend reagierten.
AktHiv+ e.V. hat seinen Sitz in Gauselfingen (bei Hechingen), wo die Gesundheitsworkshops regelmäßig stattfinden. 1995 sind 3 Treffen (Febr. Juni und Sept.) sowie ein Weihnachtsworkshop geplant. Info-Faltblätter
können ab Dez. 94 direkt beim Verein AktHiv + e.V., Recksteinstr. 14, 72393 Gauselfingen oder bei jeder regionalen AIDS-Hilfe angefordert werden.
(c) Oliver Trautwein für AktHiv + e.V., Recksteinstr. 14, 72393 Gauselfingen
Burladinger Amtsblatt v. 08.09.1994
Ankündigung zu Bilder-Austellung im WIR-Projekt
Zwischen Leben und Tod. Aidskranke und HIV-Infizierte zeigen ihre Bilder.
Ausstellungseröffnung: Montag, den 26.9.
1994 um 19.00 Uhr. Ausstellungsende: Sonntag, den 2.10.1994. Die Ausstellung ist täglich von 14.00 - 18.00 Uhr geöffnet.
Wo: WIR-Projekt, Gauselfingen.
Am Montag, den 26.9.1994 führt der Weg der Wanderausstellung „Zwischen Leben und Tod” nach Gauselfingen ins WIR-Projekt.
Die Ausstellung gibt einen Einblick in das Innenleben von Menschen, die mit dem HI-Virus leben müssen. Die Bilder der Aidskranken und HIV-Infizierten machen nicht nur ihr verborgenes Leid sichtbar, sondern sie zeigen auch ihre Sehnsüchte und Träume. Wer sich in diese Bilder vertieft, wird erkennen, dass Aids viele Gesichter hat. Nicht nur Tod und Trauer, sondern auch Mut und Hoffnung strahlen diese Bilder aus. Die Hoffnung auf ein menschenwürdigeres Leben und Mut zum weiterkämpfen.
Die meisten der Künstler sind noch jung, auch Kinder sind dabei. Das Malen ist für sie ein wichtiges Ausdrucksmittel, um Einblick in ihre Seele zu geben.
Denn viele halten ihre Krankheit versteckt, aus Angst diskriminiert, isoliert und gesellschaftlich ausgegrenzt zu werden. Die ausgestellten Bilder können zu einer Begegnung dienen, sich selbst zu begegnen zwischen Leben und Tod.
Gegen Mittelkürzungen in der Aids-Beratung und -Prävention demonstrierten mehrere hundert Menschen am Samstag im Rahmen der 4. Bundespositivenversammlung in Stuttgart. Foto: AP
Gegen Mittelkürzungen in der Aids-Beratung und -Prävention demonstrierten mehrere hundert Menschen am Samstag im Rahmen der 4. Bundespositivenversammlung in Stuttgart. Foto: AP
Badische Neueste Nachrichten 12.09.1994
Keine Entwarnung bei Aids
In Stuttgart stärkere Unterstützung der Aids-Hilfen gefordert.
Das Abschlussplenum der fünften Bundespositivenversammlung von Menschen mit HIV und Aids hat am Sonntag in Stuttgart unter anderem eine stärkere finanzielle Unterstützung der Aids-Hilfen sowie Mittel für neue Präventionsprogramme und die Arbeit in Ostdeutschland gefordert. »Die Aids-Krise ist noch nicht vorbei Entwarnung ist nicht angesagt«, hieß es in der nach dreitägigen Beratungen von den rund 400 Kongressteilnehmern verabschiedeten Resolution.
»Das Aids-Virus interessiert sich nicht für die Finanzprobleme der Regierung. Es verbreitet sich um so schneller, je weniger Mittel für Aufklärung, Beratung und Betreuung zur Verfügung gestellt werden«, betonte die vom Dachverband Deutsche Aids-Hilfe veranstaltete Versammlung, die unter dem Motto »Offensiv positiv« stand.
In dem Beschluss wurden eine stärkere Unterstützung der Erforschung von HIV und Aids sowie die schnellere Zulassung von in anderen Ländern bereits erprobten Medikamenten verlangt. Notwendig seien frauenspezifische Programme und die Entkriminalisierung des Drogengebrauchs. Auf politischer Ebene würden ideologische Grabenkriege über Substitutionsprogramme geführt, während gleichzeitig unerträglich gelitten und gestorben werde.
»Es ist nicht notwendig, völlig verelendete und halbtote Drogengebraucher zu haben, die gezwungen sind, auf den Strich zu gehen«, so die Veranstalter. Scharf Kritisiert wurden die Mittelkürzungen im Aids-Etat des Bundesgesundheitsamtes. 1990 habe der für die Aids-Prävention zur Verfügung stehende Betrag noch 34 Millionen Mark betragen. In diesem Jahr sei er auf rund 20 Millionen gekürzt worden, und für 1995 sei eine Streichung auf 18 Millionen Mark an-gekündigt. Die Betroffenen sprachen sich besonders dagegen aus, dass die Politik versuche, sich auf die Primärprävention zur Verhinderung von Neuinfektionen zu beschränken. Die Begleitung Infizierter und Erkrankter solle dagegen aus der öffentlichen Finanzierung immer weiter ausgenommen werden. Den Angaben zufolge ist die Zahl der Aids-Kranken nach den jüngsten Zahlen der Weltgesundheits-Organisation und des Bundesgesundheits-Amts innerhalb eines Jahres weltweit um 60 Prozent von 2,5 auf vier Millionen Menschen gestiegen. Zur Jahrtausend-wende würden rund 40 Millionen Infizierte erwartet. Auch in Deutschland seien mit über 64 000 Infizierten, über 11 000 Erkrankten, nahezu 7 000 Toten und konstant hohen Neuinfektionszahlen von jährlich 6000 Menschen erschreckende Zahlen zu verzeichnen. Vor allem junge Menschen und Frauen infizierten sich in der Bundesrepublik neu, hieß es. Im Dachverband Deutsche Aids-Hilfe sind die 130 regionalen Aids-Hilfen in der Bundesrepublik organisiert.
10.09.1994 Stuttgarter Zeitung
Im Rathaus. Empfang der Stadt für Aidskranke
Zehn Vertreter des zum ersten mal in Stuttgart stattfindenden „Bundespositiventreffens“ der an Aids Erkrankten hat Bürgermeisterin Gabriele Müller-Trimbusch gestern im Rathaus empfangen.
„Unsere Stadt bringt Ihnen Hochachtung vor Ihrem Engagement entgegen“, sagte die Bürgermeisterin. Noch bis Sonntag treffen sich 400 HIV-infizierte Männer und Frauen aus ganz Deutschland in Stuttgart. Probleme würden nicht gelöst, indem man sie verschweige, sondern öffentlich deutlich zur Sprache bringe, so Müller-Trimbusch.
Im Namen der Aidshilfe Baden-Württemberg bedankte sich Oliver Trautmann. München und Bonn hätten kein solches Entgegenkommen gezeigt. Auch bei der Suche nach Sponsoren sei man in Baden-Württemberg nicht auf offene Ohren gestoßen: Von 750 angeschriebenen Firmen hätte nur eine Handvoll reagiert; der Spendenaufruf habe nur 640 Mark erbracht.
Die Bürgermeisterin versprach, sich für die Erhaltung der am Donnerstag vor dem Alten Schloss eingesetzten Gedenkpflastersteine einzusetzen. Das Land, dem der Schillerplatz gehört, habe bereits Zustimmung signalisiert. na
Eine nette Anekdote zum Schmunzeln aus der Geschichte von AktHiv+!
Die Vorstände von AktHiv+, Oliver Trautwein, René Christ und Klaus Oppenländer danken einem Politiker Baden-Württembergs für seine Bemühungen, dass die Gesundheitsworkshops für Menschen mit HIV/AIDS in Baden-Württemberg fortbestehen können.
Sie laden ihn und zwei weitere Politikerinnen am 13.09.94 20.°° Uhr zu einem kleinen selbst zubereiteten Essen bei René Christ ein:
" Wir kochen selbst!
Menü:
Schwarzwälder Bote v. 17.09.1994
Aids geht alle an
Informationsveranstaltungen in der kommenden Woche
Burladingen (uws). Unter dem Motto »Aids und die Familie« finden in der nächsten Woche verschiedene Aktivitäten der Aids-Hilfe Baden-Württemberg in Burladingen statt: am Mittwoch eine Aufklärungsveranstaltung im Jugendzentrum mit René Christ, einem offen positiv lebenden Mitarbeiter der baden-württembergischen Aids-Hilfe, am Donnerstag eine Podiumsdiskussion mit Experten im katholischen Pfarrzentrum und am Freitag, die Filmvorführung »Philadelphia«.
Zu Beginn des Pressegesprächs informierte Bürgermeister Michael Beck am Freitagmorgen, dass die Idee und Initiative zu diesen Veranstaltungen im Anschluss an den erfolglosen Versuch des Projektes »Landesweite Positiventreffen Baden-Württemberg«, das Gauselfinger Lehrschwimmbecken für die Wassertherapie HIV-positiver Menschen zu erhalten, ins Leben gerufen worden sei.
Einerseits findet im Gauselfinger Hallenbad regelmäßig Säuglingsschwimmen statt, zum anderen habe man das Lehrschwimmbecken bisher nicht vermietet, so die ablehnende Haltung des Gauselfinger Ortschaftsrates. Bürgermeister Michael Beck und die Mitorganisatorin der seit fünf Jahren regelmäßig stattfindenden Treffen HIV-infizierter und Aids-erkrankter Menschen im Gauselfinger WIR-Projekt Sabine Faber, initiierten daraufhin die für die nächste Woche geplante Veranstaltungsreihe in Burladingen.
Michael Beck betonte, dass Berührungsängste abgebaut werden sollen, man sich der Thematik und Problematik Aids stelle, um diese Menschen nicht auszugrenzen und zu diskriminieren.
Oliver Trautwein von der Aids-Hilfe Baden-Württemberg erläuterte zu Beginn des Gesprächs, dass die Treffen der HIV-infizierten und Aids-erkrankten Menschen. sowie deren Partner/innen seit fünf Jahren regelmäßig viermal pro Jahr mit durchschnittlich 35 Teilnehmern durchgeführt werden. Während dieser Zusammenkünfte im Gauselfinger WIR-Projekt, die drei bis vier Tage dauern,
bieten die Veranstalter neben Sachinformationen (Gesprächen mit medizinischen, sozialen und juristischen Experten), Selbsterfahrungsmöglichkeiten (Schwerpunkte wie Sexualität, Beziehungen, Sterben und Tod, Trauerarbeit) auch Workshops zur Alltags- und Freizeitgestaltung sowie eine politische und gesellschaftliche Auseinandersetzung mit der Thematik Aids (Drogenproblematik, Homosexualität, Menschen- und Bürgerrechte) an.
Die Teilnehmer dieser Seminare kommen inzwischen zu 90 Prozent aus Baden-Württemberg, so Oliver Trautwein, der in diesem Zusammenhang auch über die finanzielle Situation informierte. Die Treffen seien bis 1994 vom Bund finanziert worden, nach einer im Landtag eingereichten Petition erhalte die Aids-Hilfe Baden-Württemberg dafür nun Zuschüsse vom Land in Höhe von 32 000 Mark pro Jahr.
Die Aids-Informationsveranstaltungen in Burladingen stehen unter dem Motto der Weltgesundheitsorganisation 1994 und werden neben einer sachlichen, informativen Beschäftigung mit der Thematik von ganz besonderem Interesse sein, da René Christ, ein HIV-Infizierter aus Stuttgart, der seit einem halben Jahr bei der Aids-Hilfe Baden-Württemberg angestellt ist, zu allen Fragen Rede und
Antwort stehen wird.
René Christ besucht seit einiger Zeit Schulklassen und Vereine, informiert bei Lehrerfortbildungen und Elternabenden. Der junge Mann betonte, dass die Thematik Aids sehr ernst sei und man nur mit Offenheit und Ehrlichkeit etwas erreichen könne. Er möchte mit seiner Arbeit ein anderes Bild von Aids, ein positives Gesicht darstellen und aufzeigen, dass es sich bei einem Aids-Kranken auch um den lieben Nachbarn von nebenan handeln könne, nicht ausschließlich um todkranke, ausgemergelte Menschen. René Christ wünschte sich, dass die Veranstaltungsreihe in Burladingen Toleranz und Akzeptanz für die Betroffenen schaffe, denn das Schlimmste für einen HIV-Infizierten bzw. Aids-Kranken sei Mitleid.
Hohenzollerische Zeitung v. 17.09.1994
„Wie kannst du überhaupt noch lachen?“
Offene Worte zum Tabu-Thema Aids-Infizierte und Betroffene stellen sich vor
Burladingen. Um die Aids-Informationstage vorzubereiten - sie finden vom 21. bis 23. September statt - trafen sich gestern Gastgeber, Beteiligte und Betroffene im Burladinger Rathaus.
Die Veranstaltungen sollen dazu beitragen, Vorbehalte gegenüber HIV-Infizierten abzubauen, die es natürlich auch in Burladingen gibt:
Seit sich die „Aids-Hilfe“ im Sommer bemühte, mit Aids-Kranken und Infizierten das Gauselfinger Lehrschwimmbecken für Entspannungsübungen aufzusuchen, wurden einige Kinder vom Schwimmen abgemeldet. Seit 1989 veranstaltet die Aids-Hilfe Baden-Württemberg in den Tagungsräumen des „WIR-Projektes“ in Gauselfingen landesweite Positiven-Treffen.
Inzwischen, so Oliver Trautwein, werden sie vierteljährlich angeboten und kommen mit ihrem umfassenden Angebot bei den Betroffenen gut an. Trautwein ist bei der Aids-Hilfe beschäftigt und wird innerhalb der Informationstage die Podiumsdiskussion am kommenden Donnerstag im Pfarrsaal „St. Fidelis“ leiten.
Sein Mitarbeiter René Christ, offen positiv Lebender und nach eigenem Bekunden als „Reisender Virus“ bekannt, wird am Mittwoch im Burladinger Jugendzentrum zu sehen und zu hören sein.
Mit ihnen angereist waren gestern Klaus Oppenländer vom „Arbeitskreis Prävention“ beim Sozialministerium Baden-Württemberg und Sabine Faber vom „Wir-Projekt“. Komplettiert wurde die Runde durch Dr. Traute Mörschel vom Gesundheitsamt Balingen und Bürgermeister Michael Beck, der die Gesprächsteilnehmer begrüßte und nochmals auf den Anlass zu sprechen kam, den „Gauselfinger Bädle-Streit“.
Als sich seinerzeit Widerstand im Ortschaftsrat abzeichnete, erkannte der Rathauschef die Problematik für so wichtig, als dass sie nicht einfach per Beschluss der Verwaltung erledigt werden sollte. Er regte daraufhin die Info-Tage an.
Die anstehenden Diskussionen und Informationen sollen daher auch den Kenntnisstand über die Krankheit. verbessern helfen und so unbegründete Vorbehalte gegen HIV-Positive abbauen helfen.
„Die Infektionswege sollten mittlerweile jedem bekannt sein“, führte WIR-Mitarbeiterin Sabine Faber an, und Dr. Traute Mörschel bestätigte noch einmal, dass es aus medizinischer Sicht keinen Grund gibt, das Gauselfinger Lehrschwimmbecken zu meiden, sollte die Verwaltung dem Ansinnen der Aids-Hilfe je zustimmen.
Von vorneherein auf den Badebesuch verzichten wollen die Initiatoren der Positiven-Treffen auf keinen Fall. Denn gerade die Treffs in Gauselfingen, wie Oliver Trautwein betonte, helfen den Kranken, sich nicht zu verstecken (wie es aus Angst vor beruflichen und sozialen Nachteilen oft praktiziert wird), sondern offen, wenn auch im Kreis ebenfalls Infizierter, über ihr Leiden zu sprechen.
Die ersten Zusammenkünfte fanden noch „im engsten Kreise“ statt, aber spätestens seit der Lesung mit Markus Commerçon dieses Jahr, wird die Öffentlichkeit mit der Problematik konfrontiert. Ganz in diesem Sinne verspricht René Christ auch einen „seelischen Striptease“ und versichert, er werde keine Frage unbeantwortet lassen.
Auch wenn er wieder einmal gefragt werden sollte „Wie kannst Du überhaupt noch lachen?, wird er sicher die Antwort nicht schuldig bleiben. „Nicht Mitleid, sondern Toleranz und Akzeptanz“ will der in Sachen Fortbildung und Aufklärung Erfahrene wecken.
Aus ihrer Arbeit mit HIV-Positiven weiß auch Sabine Faber, dass einzig die infizierten Bluter bei vielen als „gute Aids-Kranke“ gelten, während Drogenabhängige und Homosexuelle noch immer in die gesellschaftliche Schmuddelecke gedrängt werden.
Gesellschaftlich anerkannte Persönlichkeiten wie Schirmherr Dr. Paul-Stefan Mauz und Sozialministerin Helga Solinger, die den Veranstaltern ein Grußwort mit auf den Weg gaben, sollen ebenso die Thematik enttabuisieren helfen wie die Bilderausstellung von Aids-Infizierten mit dem Titel „Zwischen Leben und Tod“ vom 26. September bis 1. Oktober im „WIR-Projekt“.
Oliver Trautwein rechnet zwar nicht damit, dass die geäußerten Bedenken in Bezug auf den Badebesuch kurzfristig ausgeräumt werden können, setzt aber weiterhin auf Vernunft und Einsicht von Bevölkerung und Entscheidungsträgern.
Hohenzollerische Zeitung (Südwestumschau) v. 17.09.1994
Im Gauselfinger „Bädle“ für Aidskranke kein Zutritt
Betroffene verzichten auf lauten Protest und starten Aufklärungskampagnen
Von unserem Redaktionsmitglied Raimund Weible, Tübingen BURLADINGEN, Zollernalbkreis.
Gauselfingen ist ein kleines Dorf auf der Zollernalb. Aber Aids-Kranken und HIV-Positiven im Land ist der 1200 Einwohner zählende und zur Stadt Burladingen gehörende Ort ein Begriff. Hier treffen sie sich seit Jahren.
Herberge ist eine ehemalige Textilfabrik, in der die alternativen Unternehmer des „WIR-Projekts‘“ auch ein Tagungszentrum unterhalten.
Die Einheimischen nahmen bisher kaum Notiz von den Tagungsgästen, und die Fremden fielen nicht weiter auf. Doch als die Aidshilfe für ihre Sommerbegegnung das kommunale Lehrschwimmbecken für Entspannungsübungen mieten wollte, sagte der Ortschaftsrat nein. Das war eine Reaktion auf Ängste in der Bevölkerung, Kinder könnten sich im „Bädle‘“ mit dem Aidsvirus anstecken.
Schon haben einige Eltern ihre Säuglinge vom Babyschwimmen abgemeldet. Und es gibt noch keine Anzeichen dafür, dass der neue Ortschaftsrat dem Begehren der Aidskranken nachgeben könnte. „Die Situation ist unverändert am Ort“, meint der Burladinger Bürgermeister Michael Beck.
Die Antwort der Bittsteller auf die Verweigerung des Bads war überraschend: Statt nun aufzustehen und lautstark gegen Ausgrenzung und Diskriminierung zu protestieren, entschlossen sich die Veranstalter zu einem überlegten Vorgehen. Zusammen mit einer Reihe von Institutionen, darunter das baden-württembergische Sozialministerium und die Stadt Burladingen, gehen sie nun daran, eine dreitägige Aufklärungskampagne über Aids zu starten.
Kommende Woche, vom 21. bis 23. September, wollen die HIV-Positiven und Aids-infizierten im Jugendzentrum und im Saal der katholischen Pfarrgemeinde Burladingen jeweils einen Abend lang mit den Bürgern diskutieren.
René Christ, selbst Positiver, sucht. das Gespräch - auch mit den Kommunalpolitikern. Um Vorurteile abzubauen, verspricht er einen „Seelen-Striptease‘“. „In mich kann man voll rein gucken“, meint der Stuttgarter, „nur mit Ehrlichkeit und Offenheit kann man etwas erreichen“. Ihm geht es nicht darum, Mitleid zu erzeugen, Sondern Toleranz, Akzeptanz und Verständnis der nichtinfizierten Mitbürger.
Mit Bürgermeister Beck, der erst vor wenigen Monaten sein Amt angetreten hat, fanden er und seine Freunde bereits einen Fürsprecher. Beck trug seinen Teil dazu bei, die Wogen zu glätten. Der ehemalige Verwaltungsrichter gab den Aidspatienten auch den Rat, die Gauselfinger nicht zu überfahren.
Erst sollten sie die Leute über Aids und über die Ansteckungsgefahr informieren und versuchen, Vorurteile auszuräumen. Sozialministerin Helga Solinger (SPD) ist dabei behilflich. Sie betont: „Alltägliche soziale Kontakte, wozu auch das Baden in nichtöffentlichen Schwimmbädern gehört, bergen. keinerlei Ansteckungsrisiko in sich. Es besteht somit kein Grund, HIV-Infizierten den Zutritt zum Schwimmbad zu verwehren.“
Der Örtliche Landtagsabgeordnete Paul-Stefan Mauz (CDU) spielt ebenfalls einen Part bei dem Versuch, Verständnis für die Probleme der Aidskranken zu schaffen. Der Hals-Nasen-Ohren-Arzt stellt sich als Schirmherr zur Verfügung.
Mit. dem behutsamen Vorgehen glaubt René Christ, dass auch das Ziel zu erreichen ist. Am Ende der Überzeugungsarbeit, so hofft er, werde der Ortschaftsrat seine Bedenken zurückstellen.
Hohenzollerische Zeitung v. 20.09.
Morgen beginnt in Burladingen eine Reihe von drei Veranstaltungen zum Thema Aids
Im Jugendzentrum gibt es ab 19 Uhr neben Videos und Informationen auch heiße Musik aus der Konserve und „live“.
René Christ, ein Mitarbeiter der Aids-Hilfe Baden-Württemberg beantwortet außerdem Fragen, versucht den Außenstehenden Sorgen und Lebensgefühl der Kranken ein Stück näher zu bringen.
Eine Podiumsdiskussion findet am Donnerstag, 22. September, um 19.30 Uhr im Pfarrsaal statt. Wieder mit dabei, René Christ, außerdem Dr. Schöndtag vom Gesundheitsamt Tübingen, Sabine Faber vom Gauselfinger „WIR-Projekt“ und
weitere Sachverständige.
Im Rahmen der Informationstage ist im Burladinger Alb-Lichtspiel-Kino nochmals der Film „Philadelphia“ zu sehen: Freitag, 20 Uhr.
Eine Ausstellung „Zwischen Leben und Tod“ eröffnet am 26. September im „Wir-Projekt“. Auch diese Bilder beschäftigen sich mit der todbringenden Krankheit.
Schwarzwälder Bote v. 23.09.1994
Anderes Gesicht von Aids vermitteln
Aufklärungsveranstaltung mit einem HIV-Infizierten im Jugendzentrum Burladingen (uws).
Der offen positiv lebende Mitarbeiter der Aids-Hilfe Baden-Württemberg, René Christ, informierte am Mittwoch Abend im Rahmen der Burladinger Aids-Informationsveranstaltungen in sachlich-informativer Form, mit einer erstaunlichen Offenheit und Ehrlichkeit, über die Problematik der erworbenen Abwehrschwäche-Krankheit Aids.
Zu Beginn des variantenreich gestalteten Vortrags, ließ der HIV-Infizierte René Christ Ausschnitte aus seiner Biographie Revue passieren. Im Januar 1993 hat der heute 26jährige junge Mann nach einer Operation »ein neues Geburtsdatum« erhalten, denn dort habe er erfahren, dass er HIV-positiv sei. Anfangs sei für ihn die existentielle Angst im Vordergrund gestanden, denn er habe im Anschluss die Kündigung seiner Arbeitsstelle und seiner Wohnung erhalten.
Er habe sich nach dem ersten Schlag ins Gesicht an das Tragen des Virus gewöhnt und sei erst zusammengebrochen, als im April ein Freund an den Folgen von Aids gestorben sei. Die Aids-Hilfe Stuttgart vermittelte René Christ ein Zimmer in einem Wohnprojekt, in dem sechs schwule Männer in einer Gruppe lebten. Nachdem eine Umschulungsmaßnahme im Anschluss an die amtsärztliche Untersuchung ebenso wie eine berufliche Rehabilitation Schwerstbehinderter abgelehnt worden war, habe er einen Einführungskurs innerhalb der Aids-Hilfe Stuttgart besucht.
Zuerst war der sympathische junge Mann über das Gesundheitsamt Böblingen in der Schulklassenprävention tätig, seit März 1994 ist er bei der Aids-Hilfe Stuttgart im Bereich der Sekundär-, Tertiär- und Primärprävention (Positivbetreuung, -beratung und -aufklärung) beschäftigt. Seit einiger Zeit seien bei ihm erste Krankheits-Symptome aufgetreten und heute sei er zu 80 Prozent schwerbehindert. René Christ informierte, dass seine Aufklärungsveranstaltungen bei Schulklassen, kirchlichen Vereinigungen und Jugendhäusern sehr gefragt seien, er täglich zwei bis drei Vorträge und Diskussionen durchführe, es für ihn jedoch trotzdem noch immer nicht einfach sei. »Ich bin wahnsinnig nervös«, so der HIV-Infizierte aus Stuttgart, der in diesem Zusammenhang auch den Anlass der Burladinger Veranstaltungen ansprach: der Wunsch HIV-infizierter Menschen, im Gauselfinger Lehrschwimmbecken mit einer Wassertherapie zum Erhalt ihrer Gesundheitsstabilität beizutragen.
Im zweiten Teil des nachdenklich stimmenden Lebensberichtes referierte René Christ über die Krankheit Aids und betonte, dass es keine Krankheit gebe, vor der man sich so gut schützen könne. Laut Christ gibt es keine wissenschaftlich anerkannte Theorie über die Herkunft des Virus. Es wird angenommen, dass sie aufgetreten sei, nachdem sich einige Stammesvölker Haitis mit dem Blut einer bestimmten Affenart tätowiert haben. Den Virus, an dem von allen Lebewesen nur der Mensch stirbt, habe es schon immer gegeben, jedoch nicht in dieser aggressiven Form.
Der Mitarbeiter der Aids-Hilfe Baden-Württemberg informierte, dass Aids ausschließlich auf Grund des Sextourismus zu einem weltweiten Problem werden konnte. Momentan leben in Deutschland 60 000 Menschen mit dem Virus, wobei mit einer Dunkelziffer von bis zu 40 Prozent von 100 000 Infizierten ausgegangen werden muss. 6000 Menschen sind bereits an den Folgen von Aids gestorben.
René Christ betonte, dass es sich bei Aids um keine reine Schwulen- oder Fixerkrankheit handle, denn die Frauenrate der Neuinfizierten im Jahr 1993 sei von unter zehn auf über 30 Prozent, die der unter 20jährigen Menschen von fünf auf 20 Prozent angestiegen. Pro Tag werden bei 14 Millionen HIV-Infizierten in der Welt 5000 Neuinfizierte verzeichnet: alle 17 Sekunden infiziert sich ein Mensch mit Aids, so die schockierenden Infos. Einer ergiebigen Diskussion mit den Jugendlichen über das Krankheitsbild
und Infektionsmöglichkeiten beschloss René Christ mit dem Statement, dass nur bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr und dem gemeinsamen Gebrauch einer Spritze ein Risiko bestehe.
Hohenzollerische Zeitung v. 23.09.1994
„Es gIbt keine Krankheit vor der man sich besser schützen kann“
René Christ berichtete vom Leben als Aidskranker - Diskussion ums Gauselfinger Bad
Burladingen. In Zusammenarbeit mit dem Jugendzentrum Burladingen startete die Informationsreihe zum Thema Aids am Mittwochabend. Insbesondere die jüngere Zielgruppe war ins Zelt vor dem Rathaus-Rückgebäude eingeladen, sich aus berufenem Munde über das „heiße Thema“ zu informieren; und auch wenn von den „Betroffenen‘“ nur ein Säugling im Zelt zugegen war: Der Anlass, die Frage nämlich, ob das Gauselfinger Lehrschwimmbecken im Rahmen von Positiventreffen und trotzdem fürs Baby-Schwimmen genutzt werden kann, war stets präsent.
Nach dem Besuch im Infodrom des Sozialministeriums und vor dem Konzert von „Steppin' Out“ stand René Christ auf dem Programm, ein „HIV-Positiver zum Anfassen“, wie er sich selber ankündigte. Gutaussehend, in Jeans und Leder gekleidet und quicklebendig will der 26jährige so gar nicht in das Bild passen, das sonst von Infizierten.in den Medien verbreitet wird: „Ich will der Krankheit ein neues Gesicht‘ geben“, umreißt er auch seine Tätigkeit bei der Aids-Hilfe Baden-Württemberg.
Bis es aber dazu kam, dass er in Schulen, Vereinen. und Jugendzentren über sich und Aids sprechen kann, bekam auch er Kontakt mit Vorbehalten und Ablehnung. Sein Arbeitgeber, Betreiber einer Boutique, akzeptierte zwar die Homosexualität seines Mitarbeiters, kündigte ihm aber sofort, als er ihm von seinem positiven Testergebnis erzählte. Das Arbeitsamt, an das sich Christ mit dem Wunsch nach einer Umschulung gewandt hatte, lehnte sein Ansinnen ab: wegen besonderer gesundheitlicher Risiken. Statt dessen wurde ihm eine „Rehabilitationsmaßnahme für Schwerstbehinderte“ in Aussicht gestellt, obwohl er zum damaligen Zeitpunkt keineswegs erkrankt, sondern lediglich Virusträger war.
Für den Träger der Maßnahme, die Rentenversicherung, aber war Christ, wie er vermutet, kein lohnender Kunde, „weil er ja sowieso innerhalb von zwei Jahren stirbt“, weshalb er weiter ohne Job blieb. Erst durch sein zunächst ehrenamtliches Eintreten für die Aids-Hilfe und nach Ausstellung eines Schwerbehindertenausweises (er gilt nach dem Gesetz als 80 Prozent schwerbehindert) kam er zu seiner jetzigen Tätigkeit, die ihm etwa zwei bis drei Veranstaltungen täglich einbringt.
„An Aids stirbt heute keiner mehr“, kam René Christ auf die erworbene Abwehrschwäche-Krankheit an sich zu sprechen, „man stirbt an den Folgen von Aids“. Diese Folgen, Krankheiten wie Gehirnentzündungen und Hautkrebs, können sich im menschlichen Organismus aber nur dann ungehindert ausbreiten, wenn sein Immunsystem durch den HI-Virus lahmgelegt ist.
Darüber, woher der Virus stammt, gibt es noch keine gesicherten Informationen, jedoch ist in Haiti und verschiedenen Gegenden Afrikas eine Affenart bekannt, die Virusträger ist und die Krankheit auf den Menschen übertragen haben könnte, sei es durch das Verspeisen von Affenfleisch oder durch rituelles Tätowieren mit Affenblut. Ein weltweites Problem konnte Aids nur durch den fragwürdigen Einsatz von jährlich rund 300 000 Sextouristen werden, ist sich Christ sicher. In der Bundesrepublik gibt es rund 100.000 Infizierte und etwa 6000 Aids-Kranke, ebenfalls 6.000 sind bereits an den Folgen der Krankheit gestorben. Auch hat die Krankheit, so Christ weiter, längst die „Schwulen- und Fixer-Szene“ verlassen. 30 Prozent aller Infizierten sind inzwischen Frauen, der Anteil der unter 20jährigen liegt bei 20 Prozent.
„Dabei gibt es keine Krankheit, vor der man sich so gut schützen kann wie vor Aids“, beginnt er die Geschichte seiner eigenen Ansteckung. Mit der trügerischen Gewissheit „mir kann das nicht passieren“ fing er auch bei ihm an. „Erstens sehe ich es meinem Partner an, wenn er positiv ist, zweitens sagt er es mir und drittens gibt’s das auf dem Lande sowieso nicht.“ Heute weiß er es besser.
„Wie würdest du die Gauselfinger Verantwortlichen informieren, damit sie das Lehrschwimmbecken für das Positiventreffen bereitstellen“, lautete die Frage aus dem Publikum, die René Christ auf die Ansteckungswege eingehen ließ. „Den Virus zu bekommen ist gar nicht so einfach“, erklärte er dazu, denn die Viren sind in relevanter Anzahl nur in Blut, Sperma und Scheidenflüssigkeit Infizierter zu finden. Zudem ist der Virus äußerst empfindlich gegen Hitze, Austrocknung und Desinfektionsmittel wie Chlor, wie es in Hallenbädern üblicherweise eingesetzt wird, so dass eine Ansteckung allein durch das bestimmungsgemäße Benutzen der Badeanstalt ausgeschlossen ist. „Ein echtes Risiko, sich den Virus zuzuziehen, besteht nur durch ungeschützten Geschlechtsverkehr oder durch den gemeinsamen Gebrauch von Spritzen. Das allerdings auch in jedem Hallenbad, wie er mit einem Augenzwinkern hinzufügte. re
Zeitung unbekannt, Samstag, 24. September 1994
EINE GEFAHR GIBT ES NICHT, jedoch der letzte Zweifel bleibt
Der Zusammenprall beim Streitgespräch um das Gauselfinger „Bädle“ und die Krankheit Aids - er blieb am Donnerstagabend aus. Die Redner, ebenso die Frager aus dem Publikum, blieben streng sachlich. Sich im Wasser des Lehrschwimmbeckens zu infizieren, erklärten die Ärzte in der Runde für unmöglich. Das „Recht auf einen Rest von Angst“ wollten die Fachleute im Pfarrsaal jedoch jedermann zugestehen.
Weitere Aufklärung, meinten sie, könne helfen, diese Angst zu besiegen. Ob das Bad beim nächsten Landestreffen von Aidskranken als Therapiestätte benutzt werden darf, ist damit nicht entschieden.
Besucher hatten sich nur mäßig eingefunden: Als größte Gruppe im Burladinger Pfarrsaal umlagerte am Donnerstag eine Schar Jugendlicher zwei Tische - wohl angelockt durch die Veranstaltung vom Vorabend (wir berichteten). Eine Handvoll älterer Burladinger saß da, einige Stadträte, Interessierte von auswärts und nicht zuletzt Ortsvorsteher Konrad Debis mit mehreren Gauselfinger Bürgern - jungen Müttern zumeist.
Im Juli hatte das „WIR-Projekt“ angefragt, ob man das Gauselfinger Lehrschwimmbad zur Therapie benutzen dürfe - im Rahmen der regelmäßigen Positiven-Treffen. Bürgermeister Beck, auf dem Podium, hob hervor, es sei ihm damals wichtig gewesen, die Anfrage des „Wir-Projektes‘“ nicht auf formalem Wege zu entscheiden, sie gar „abzuwürgen“.
Die Diskussion an diesem Abend könne ein Stück beitragen, Ängste abzubauen, eine Lösung zu finden. Konrad Debis, erster Redner aus dem Publikum, stellte gleichfalls heraus, man sei dabei, sich eine Meinung zu bilden. Keinesfalls liege man sich in einem „Bädle-Streit“ in den Haaren. Der Ortsvorsteher betonte, Gauselfingen habe über die Anfrage des „WIR-Projekts“ bislang nicht entschieden, und sie keinesfalls abgelehnt!
Dass Aids-Infizierte das Lehrschwimmbecken benutzen dürften, stehe außer Frage. Ein Betrieb in geschlossener Gruppe, so Debis, sei angesichts der bisherigen Gepflogenheiten - jedoch ein eher ungewöhnliches Ansinnen.
An die Wand gedrückt -den Vorwurf richtete Debis an die Vorsitzende des „WIR-Vereins"- habe er sich gefühlt, weil bei der Anfrage im Juli nicht Sabine Faber sich an ihn gewandt habe, sondern Dr. Mörschel vom Gesundheitsamt.
Sabine Faber am Rednertisch entschuldigte sich, es sei nicht ihre Absicht gewesen, jemanden zu „übergehen“, im Gegenteil. Sie habe sogar „ganz besonders richtig“ vorgehen wollen.
Warum die Aids-Kranken bei der Wassertherapie unter sich sein möchten, erläuterte René Christ, Mitarbeiter der Landes-Aids-Hilfe: „Es sehen nicht alle Betroffenen so gesund aus wie ich.“ Er sagte eine „Massenflucht“ voraus, sollte eine Gruppe Infizierter mit schweren Anzeichen der Krankheit während der üblichen Öffnungszeiten im Bad erscheinen.
Zur grundsätzlichen Frage: Stellen Aidskranke für andere Schwimmer im „Bädle“ eine Gefahr dar?, antwortete Aidsberaterin Dr. Schöndtag. „Das Virus überträgt sich nur durch Blut oder Körpersekrete“. Es sei hochempfindlich und könne im Wasser kaum überleben.
Auch der« hinzugekommene Dr. Paul-Stefan Mauz, Schirmherr der Veranstaltung bekräftigte: Das Risiko, sich beim Baden anzustecken „ist Null oder nicht darstellbar“. Eine Gauselfingerin - wohl stellvertretend für viele - wollte es genauer wissen und hakte mehrmals nach: Ob nicht ein neues Aids-Virus sich im Wasser doch übertragen könne, ob es nicht möglich sei, sich am Sekret der Kranken in der Dusche oder auf der Toilette anzustecken? Die Ärzte am Tisch widersprachen heftig. Das Virus verändere wohl seine Oberfläche, nicht aber seine Eigenschaften. Dr. Schöndtag: „Ich kann vieles nicht vorhersagen, aber dass Sie sich im Wasser nicht infizieren, das garantiere ich Ihnen!“
Die Bedenken vor Speichel, Blut und Schweiß im Umkleideraum bezeichnete der Landtagsabgeordnete Mauz als „die Angst der alten Frau, sich im Krankenhaus auf der Klobrille Aids einzufangen“. Und stellte klar: „So etwas gibt es nicht.“ Er, meinte der Schirmherr, komme als Arzt mit Infizierten hautnah in Berührung - „und ich bin schließlich auch nicht lebensmüde“. Um seine Aussagen‘ zu beweisen, bot der Landtagsabgeordnete an, würde es ihm nichts ausmachen, gemeinsam mit den Kranken im „Bädle“ zu schwimmen.
Dr. Schöndtag wendete das Gespräch an der Stelle: man habe die Botschaft übermittelt und es sei ebenso sinnlos wie vermessen, noch mehr in die Zweifel einzudringen. Die „Restangst aus dem Bauch heraus“ könne man niemandem verdenken. Das räumten daraufhin sämtliche Redner ein. Ihr Rat und Angebot an die Gauselfinger lautete, sich in Einzelgesprächen weiter zu informieren, Aids-Erkrankte kennenzulernen, und so die unbegründeten, aber gleichwohl vorhandenen Bedenken abzubauen.
Aidskranke, so Dr. Paul Stephan Mauz in einer weiteren Wortmeldung, hätten ein Recht darauf, wie jeder andere Mensch behandelt zu werden. Eine Bädle-Entscheidung zu ihren Ungunsten hielte er für „unmenschlich‘“ und er werde in dem Fall dafür eintreten, dass ein solcher Beschluss des Dorfparlamentes im Gemeinderat neu diskutiert werde.
Michael Beck nahm dieser Rede die Schärfe, indem er hinwies, er als Hausherr des Schwimmbades halte die Sache wiederum nicht für so entscheidend, als mehrere Gremien sich damit zu befassen hätten. Die Diskussion, das betonte der Schultes abermals, werde keine Entscheidung bringen und eben sowenig ein Umdenken von heute auf morgen erreichen. Der Abend sei allerdings dazu ein erster Schritt — was entscheidend sei. Wenn Dr. Paul Stephan Mauz mit Aidskranken in Gauselfingen Schwimmen gehe, werde. auch er mit dabei sein. Er, fügte der Schultes hinzu, habe ebenfalls keine Bedenken.
An die Sache heranzugehen, sich mit ihr zu befassen, klang in allen Schlussworten mit. Dr. Schöndtag nannte das „Bädle“ gar einen Glücksfall für Burladingen und Gauselfingen. So seien die Bürger aufgefordert, sich mit der Krankheit zu befassen. Jegliche Sorglosigkeit über die Gefahr zerstörte Dr. Schöndtag mit den Worten: „Sie glauben doch nicht, dass das Virus um die Alb einen Bogen macht. Machen die Leute hier etwa keinen Sex?“ Sabine Faber vom „WIR“ zuletzt wünschte sich, das Bädle beim Landes-Positiventreffen im Frühjahr nutzen zu dürfen. bad
Schwarzwälder Bote v. 28.09.1994
Zwischen Leben und Tod
HIV-Infizierte und Aids-Kranke stellen Bilder im WIR-Projekt aus
Burladingen-Gauselfingen (uws). Die am Montagabend im Gauselfinger WIR-Projekt eröffnete Wanderausstellung »Zwischen Leben und Tod – Aidskranke und HIV-Infizierte zeigen ihre Bilder« vermittelte einen nachdenklich stimmenden Einblick in das Innenleben von Menschen, die mit dem HIV-Virus leben müssen.
Der Seelsorger für Aidskranke und HIV-Infizierte aus Stuttgart, Petrus Celen, betonte in seinen einführenden Worten, dass er vor allem zu den Menschen, die hinter den Bildern stehen, hinführen möchte. Die 35 ausgestellten Bilder von 20 HIV-Infizierten und Aids-Kranken, von denen einige bereits verstorben oder schwerkrank sind, drücken nicht nur das verborgene Leid aus, sondern auch deren Hoffnung, heimliche Sehnsüchte, ihre Träume.
Petrus Celen erläuterte, dass die von der Immunschwäche betroffenen Menschen das gemeinsame, sie verbindende Leid jeweils anders erleben und in ihren Bildern unterschiedlich zum Ausdruck bringen. Betrachtet man die Bilder, erkennt man, dass Aids viele Gesichter hat.
Die meisten malenden HIV-Positiven sind noch jung, es ist auch ein Kind dabei. Das Malen hilft den infizierten und kranken Menschen zu leben, zu überleben an der Grenze zwischen Leben und Tod. Der Seelsorger Petrus Celen, der jedes Bild mit Angaben zum jeweiligen Künstler/-in detailliert erläuterte, rief beim kleine, jedoch umso interessierteren Publikum der Wanderausstellung mit seinen Ausführungen Betroffenheit sowie Bewunderung hervor.
Er hoffte, dass die Ausstellung, die bis zum 2. Oktober im WIR-Projekt zu sehen ist, die Mauern des Schweigens durchbrechen kann und Gespräche mit Betroffenen - einige waren bei der Eröffnung anwesend - ermöglicht, Berührungsängste abgebaut werden.
Petrus Ceelen, † 10. März 2024, belgischer römisch-katholischer Theologe, geistlicher Schriftsteller, Gefängnis-Seelsorger und der erste katholische Seelsorger für HIV-Infizierte und AIDS-Kranke. Katholisch und Aids - das war damals wie Himmel und Hölle. Die Kirche galt als die Institution, die den Erkrankten mit einer moralischen Keule begegnete. Ceelen musste viele junge Menschen beerdigen als HIV-Infizierten medizinisch damals kaum geholfen werden konnte, musste "trösten, wo kein Trost möglich war". Die Aidshilfe ernannte ihn später zum Ehrenmitglied. Er selbst haderte indes mit seiner Rolle, hatte nach eigenem Bekunden oft ein schlechtes Gewissen, nicht aus der Kirche ausgetreten zu sein. Deren Umgang mit Lesben und Schwulen empfand er als unerträglich. Und auch, dass er sich von einer Institution bezahlen ließ, die den Gebrauch von Kondomen verdammte, bereitete ihm einige schlaflose Nächte.[148]
Akthiv+ e.V.
Recksteinstr. 14, 72393 Gauselfingen
Verein für die landesweiten Treffen von Menschen mit HIV/AIDS in Baden-Württemberg
An
AIDS-Hilfe Baden-Württemberg e.V.
Frankstr. 143
75172 Pforzheim
Gauselfingen, im Okt. 1994
Antrag auf Aufnahme als ordentliches Mitglied i.d. AHBW
Anl.: 1 Satzung + Faltblatt
Liebe Freundinnen und Freunde,
der Selbsthilfeverein AktHiv + beantragt die Aufnahme als vollwertiges Mitglied in den Landesverband der AIDS-Hilfen Baden-Württembergs.
Die Eintragung im Vereinsregister Hechingen läuft noch, ebenso die Anerkennung der Gemeinnützigkeit beim Finanzamt Balingen. Dies dürfte bis Mitte Nov. 94 erledigt sein.
AktHiv+ erfüllt ansonsten alle Aufnahmekriterien der AHBW.
Wir bejahen die strukturelle Prävention, auch wenn wir hauptsächlich im Bereich der Sekundärprävention tätig sind. Menschen mit HIV/AIDS stellen den Mittelpunkt unserer Vereinsarbeit dar (fast alle unserer Mitglieder sind HIV-positiv!).
Dass das Angebot von Landesweiten Positiventreffen eine sinnvolle inhaltliche Ergänzung zum bereits bestehenden Angebot der AIDS-Hilfen in Ba-Wü darstellt, dürfte kaum angezweifelt werden.
AktHiv+ stellt die Interessenvertretung der Menschen mit HIV/AIDS dar, die sich im Verein engagieren und/oder an den Landes-Positiventreffen teilnehmen.
"Diesen Treffen messe ich besondere Bedeutung zu, weil sie dem Erfahrungsaustausch, der Vermittlung von Informationen sowie der gegenseitigen Hilfe und Unterstützung dienen und damit HIV-Positiven und AIDS-Kranken Kraft und neuen Mut geben können, ihre Situation zu bewältigen." (Helga Solinger, Sozialministerin, 09/ 94)“
Mit solidarischen Grüßen
f.d. Vorstand
Alle AIDS-Hilfen in Baden-Württemberg
AIDS-Hilfe Mannheim
AH Heidelberg
AH Pforzheim
AIDS-Initiative Karlsruhe
AH Freiburg
AH Offenburg
AH Konstanz
AH Tübingen-Reutlingen
AH Ulm/Neu-Ulm/Donau
AH Unterland (Heilbronn)
AH Stuttgart
I.P.E.-Pflegeprojekt Aids (Karlsruhe)
sowie zur Kenntnis an:
-Landesgeschäftsstelle
-Beiratsstellvertreter
-Landesvorstand
-Posithiv-Team
A "Wer ist Beirat? Was macht der?"
B Kurzbericht von der Beiratssitzung
C DAH-Kürzungen und ihre Auswirkungen
D "Erzählt mir 'was!"
Liebe Freundinnen und Freunde,
(A)
die letzte Mitgliederversammlung der AH Ba-Wü hat mich zum Beirat für Baden-Württemberg gewählt. Dieses Amt hatte ich Jahre zuvor schon einmal inne und damals aus Protest gegenüber der ineffektiven Gesamt-Beiratsarbeit niedergelegt.
Ich bin seit 7 Jahren in der AIDS-Hilfe-Bewegung aktiv, überwiegend ehrenamtlich, mal’ 1 Jahr hauptamtlich in Karlsruhe. Momentan bin ich Vorstand im I.P.E.-Pflegeprojekt Aids in Karlsruhe, Mitglied im Posithiv-Team und (logische Folgerung daraus) selbst HIV-positiv. Und sonst?
...kämpferisch, politisch, extrovertiert, etwas verträumt, mal’ diplomatisch, mal' impulsiv, egoistisch, mit nicht wenig Forderungen an mich selbst, ...
Manche Leute in den AH's von Ba-Wü werden mich noch kennen, für manche bin ich ein Unbekannter.
Da ich alle 12 Vereine in der D.A.H. vertreten soll, sollte ich sie auch kennen! Vieles hat sich in den 2-3 Jahren verändert, so dass ich einen Besuch in jeder AIDS-Hilfe Vorort für sinnvoll halten würde. Ich könnte Euch und Eure Arbeit kennenlernen, Ihr könntet mich und die Möglichkeiten meines Amtes erfahren.
Zum Procedere:
Der Landesverband ist arm, daher bitte ich Euch die Reisekosten zu tragen. Termine könnten wir telefonisch vereinbaren, hinterlasst eine Nachricht beim I.P.E-Pflegeprojekt für mich, so dass ich Euch anrufen kann.
(B)
Zu meiner großen Freude scheint sich im Beirat der D.A.H. einiges getan zu haben, das Gremium arbeitet erheblich effektiver als früher.
Alle Mitglieder (17 stimmberechtigte Beiräte + beratender DAH-Vorstand) waren zwar nicht anwesend, das Gremium war allerdings beschlussfähig.
Neuigkeiten
- Der Beirat beriet über Aufnahmekriterien für neue Mitglieder in der D.A.H., da immer mehr Vereine die Aufnahme beantragen würden, aber sich mit der AIDS-Thematik nur am Rande befassen . Die AH Niedersachsen hat für sich Kriterien festgelegt. Das Thema "Aufnahmekriterien" wird ein Thema auf dem nächsten Südwest-Treffen sein; eine Diskussionsvorlage hierzu werde ich vorlegen.
- Möglicherweise wird der gesamte D.A.H.-Vorstand im Sommer 94 zurücktreten!
Eine MV mit Neuwahl könnte im Herbst stattfinden. Grund sei weniger das Ausgebrannnt-Sein, als vielmehr die folgenschweren Entscheidungen, die der D.A.H.- Vorstand angesichts der kommenden 30%-Kürzungen in 95/96 zu treffen hat. Personalentlassungen und Einschränkung der Arbeitsfelder der Bundesgeschäftsstelle seien schon 1994 zu fällen. Normalerweise fände die nächste ordentliche MV im Frühjahr 95 statt, dies wäre zu spät. Der dann zu wählende neue Vorstand hätte keine Handlungsmöglichkeiten mehr.
Der Beirat hat die Möglichkeiten erörtert, dieses Dilemma zu lösen und hierzu ein nur vorläufiges Votum abgegeben; da es letztlich auf die Stimmen der ordentlichen Mitglieder (regionale AIDS-Hilfen) ankommt.
Nähere Infos auf dem nächsten Südwest-Treffen.
- Die D.A.H: wird am 1./2. Okt. eine Aktion "Wahlprüfsteine" durchführen. Aus Ba-Wü haben nur Niedersachsen und Bayern, Wahlprüfsteine aufgestellt.
Der Ba-Wü-Forderungskatalog wurde begrüßt.
- Bundesweites Interesse und Bewunderung der Beiräte wurde an der Stellenbeschaffung der AH Ba-Wü bekundet. Die Beschäftigung von Markus und René wurden begrüßt. Die Beiräte baten Ba-Wü um Mitteilung über Beantragung der Mittel, Begründung, Höhe der Zuschüsse, Aufgabenfelder usw.
- Nachdem ein Mitglied aus der Vorprüfkommission zur Vergabe der Gelder von "Red, Hot and Dance" ausgeschieden war und die AH Tübingen mich erfreulicherweise über ihren Antrag informiert hatte, ließ ich mich in diese Gremium wählen. Zur Verfügung standen DM 165.000,--, Anträge lagen vor in Gesamthöhe von DM 360.000,--. Die Vorprüfkommission lehnte manche Anträge sofort ab. DM 100.000,-- wurden bei vollständigen klaren Anträgen sofort vergeben. DM 50.000,-- werden nach notwendigen zusätzlichen Erläuterungen seitens der Antragsteller im Sommer vergeben. Die AH Tübingen hat gute Chancen im Sommer, die Fördermittel zu erhalten.
(C)
Aß die D.A.H.-Kürzungen zurückgenommen wurden, ist Euch mittlerweile bekannt. Nicht bekannt dürfte Euch wohl sein, dass das HIV-Referat der D.A.H. mitgeteilt hat, dass es den "Posithiv-Treff in Ba-Wü" dennoch nicht weiter
fördern will; so wie kein Landestreffen in der Bundesrepublik. Mittlerweile liegt ein Schreiben von Helga Solinger vor, in dem sie -natürlich- uns darauf hinweist, dass wir 1994 ihr Geld nicht mehr benötigen, da die
Kürzungen zurückgenommen worden seien. Ich erläuterte die Situation im Beirat. Der DAH-Vorstand teilte mit, dass die Weigerung, die Gelder weiterzugeben, eigenmächtig vom HIV-Referat getroffen worden war.
Weder Vorstand noch Geschäftsführung waren informiert gewesen.
Eine Änderung dieser Entscheidung per Direktionsrecht wurde in Aussicht gestellt. Das Posithiv-Team wird nochmal formal einen Antrag auf Förderung an die DAH (an den Vorstand und HIV-Referat) stellen, sowie die Landtagsfraktionen und Helga Solinger darüber informieren, dass 1995 das gleiche Dilemma droht (30%-Kürzung ist bisher von Bonn nicht widerrufen worden!).
Ein bisschen ärgerlich ist das Verhalten des DAH-HIV-Referates schon!
(D)
Damit Euer Beirat, wenigstens ansatzweise auf dem Laufenden ist, was bei Euch passiert oder wenn Probleme zwischen der DAH und Euch auftreten sollten, bitte ich um Information. Sinnvoll ist es sicherlich, diese Infos über die Landesgeschäftsstelle (Birgit) weiterzugeben. Wir freuen uns alle über liebe Post.
Im Rahmen meiner Möglichkeiten helfe ich natürlich gerne!
Liebe Grüße
Oliver Trautwein
[Anm. d. Red.: Was macht ein Beirat?
Der Beirat ist die Vertretung der Länder in der Deutschen AIDS-Hilfe.
Das Gremium Beirat besteht aus 17 Ländervertretern/-innen (Beiräte) der
Bundesländer und tagt i.d.R. 4 Mal im Jahr. Der Vorstand der DAH hat in diesem Gremium nur beratenden Einfluss.
1994-95 ist das Oliver Trautwein. Gleichzeitig ist er stellvertretender Sprecher des gesamten Gremiums. Zu den wichtigsten Kompetenzen des Beirates der
Deutschen AIDS-Hilfe gehört es, Empfehlungen zu Grundsatzangelegenheiten
abzugeben, den Nachtragshaushalt zu beschließen und die Einberufung einer
Mitgliederversammlung verlangen zu können.
Die AIDS-Hilfen in Baden-Württemberg wählen ihr Beiratsmitglied für 2 Jahre. Er ist den AIDS-Hilfen gegenüber verantwortlich.
Der Beirat für Ba-Wü vertritt die Interessen und politischen Standpunkte der
Deutschen AIDS-Hilfe in seinem Bundesland gegenüber Politik und
Öffentlichkeit.]
Der Schauspieler Tom Hanks erhält einen Oskar für seine Darstellung in dem Film „Philadelphia„ eines schwulen HIV-positiven Rechtsanwalts, der um seine Rechte kämpft.
1994 wurde im Rahmen der Rechtsangleichung nach der Wiedervereinigung der §175 StGB in der BRD gestrichen. Dies war eine Folge der sert 1988 in der DDR bestandenen Straffreiheit. [119]
Gegen Mittelkürzungen in der Aids-Beratung und -prävention demonstrierten mehrere hundert Menschen im Rahmen der 4. Bundespositivenversammlung in Stuttgart. Foto: AP
Der erste orale HIV-Antikörper Test OraSure® wird mit einer Zuverlässigkeit von 99.7 % im Vergleich zu Bluttests in USA zugelassen.[101]
Die DELTA-Studie (ACTG-175) zeigt die Überlegenheit der Zweier-Kombination gegenüber der Mono-Therapie mit Aids-Medikamenten.[10]
Die US-Gesundheitsministerin Maragaret Heckler gibt bekannt, dass die wahrscheinliche Ursache von Aids gefunden ist. Man habe auch einen neuen Prozess entwickelt, mit dem sich das Virus vermehren lasse. Damit sei nun ein Bluttest auf Aids möglich.[63]
Mithilfe eines von Hoffmann-LaRoche entwickelten Tests wird erstmals die mengenmäßige Bestimmung der HIV-RNA im Blut (Viruslast) möglich.[10]
Zerit®, Wirkstoff Stauvudine(NRTI), in den USA zugelassen.[71][102]
Gründung Global Program on HIV/AIDS
Die WHO startet ein globales Programm für HIV/AIDS um die internationalen Maßnahmen gegen die HIV-Epidemie abzustimmen.[2]
10. Internationaler AIDS-Kongress in Yokohama.[10]
Die International AIDS Vaccine Initiative IAVI wird gegründet.[10]
Gründung des Fonds „Humanitäre Soforthilfe“, der Menschen, die durch Blutprodukte mit HIV infiziert wurden, unterstützen soll.[10]
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